Aschaffenburg 1880 - 1938 Davos
1908-1914
Drawing in charcoal - reed pen in black Indian ink
90x68.5 cm
Lower left with Basel estate stamp (recto) - Signed and dated by the artist in pencil "E L Kirchner 14" (verso)
Expertise by Dr. Annemarie Dube-Heynig, dated 9 November 1976, is available as copy
Since purchase in 1976 by inheritance always in family ownership Germany
On wove paper (papier vélin), with slightly irregular margins. With handling creases and studio traces. At the left shoulder of the girl with a restored hole in the paper, at the lower left margin with a small backed tear. At the upper margin with several nail holes. On the reverse with traces of an old mounting
The present work is an extremely rare large drawing. Kirchner worked on both sides of the sheet, so that on the front we find a drawing from around 1908 from the Dresden period and on the back a signed and dated work from Berlin from 1914. The front shows two standing female nudes. On closer inspection, the left figure can be interpreted as a girl looking down, trying to cover her bosom somewhat shamefacedly with her folded arms, while the right figure, with her arms held behind her head, presents herself self-confidently to the viewer and thus perhaps appears to be somewhat older and more mature. In comparison with photographs (cf. Roland Scotti, Ernst Ludwig Kirchner, Das fotografische Werk, Bern 2005, cat. nos. 9-11), which Kirchner often took of his models, the girl can perhaps be recognised as Fränzi. Fränzi Fehrmann (1900-1950) was one of the Brücke artists' child models. The woman standing behind her could be Nelly, a black artist. The charcoal-painted facial features probably support this assumption. She worked together with the other artists Milly and Sam in the Schumann Circus, all three were popular models of the artist group. At the right edge of the picture, a Bollero oven, as they were commonly used at that time, can be seen. The two women washing in a tub on the back cannot be identified
1908-1914
Zeichnung in Kohle - Rohrfeder in schwarzer Tusche
90x68,5 cm
Unten links mit Basler Nachlassstempel (recto) - Unten links vom Künstler in Bleistift signiert und datiert "E L Kirchner 14" (verso)
Gutachten von Dr. Annemarie Dube-Heynig, datiert vom 9. November 1976, liegt in Kopie vor
Seit Ankauf 1976 durch Erbschaft immer in Familienbesitz Deutschland
Auf Velin, mit leicht unregelmässigem Rand. Mit Griffknicken und Atelierspuren. Links auf Schulterhöhe des Mädchens mit einem restaurierten Loch im Papier, unten links am Blattrand mit kleinem, hinterlegten Einriss. Am oberen Blattrand mit mehreren Reissnagellöchern. Rückseitig mit Spuren einer alten Montierung
Die vorliegende Arbeit ist eine äusserst selten grosse Zeichnung. Das Blatt hat Kirchner beidseitig bearbeitet und somit findet sich auf der Vorderseite eine Zeichnung um 1908 aus der Dresdner Zeit und auf der Rückseite eine signierte und datierte Arbeit aus Berlin von 1914. Die Vorderseite zeigt zwei stehende weibliche Akte. Bei näherer Betrachtung kann man die linke Figur als ein nach unten blickendes Mädchen interpretieren, das mit seinen verschränkten Armen etwas beschämt seinen Busen zu bedecken versucht, während die rechte Figur mit den hinter dem Kopf haltenden Armen sich dem Betrachter selbstbewusst präsentiert und somit vielleicht etwas älter und gereifter zu sein scheint. Im Vergleich mit Fotografien (vgl. Roland Scotti, Ernst Ludwig Kirchner, Das fotografische Werk, Bern 2005, Kat. Nrn. 9-11), welche Kirchner oft von seinen Modellen machte, kann das Mädchen vielleicht als Fränzi erkannt werden. Fränzi Fehrmann (1900-1950) war eines der Kindermodelle der Brücke-Künstler. Die hinter ihr stehende Frau könnte Nelly sein, eine Schwarze Artistin. Die mit Kohle ausgemalten Gesichtszüge dürften für diese Annahme sprechen. Sie arbeitete zusammen mit den weiteren Artisten Milly und Sam im Zirkus Schumann, alle drei waren beliebte Modelle der Künstlergruppe. Am Bildrand rechts ist ein Bollerofen, wie sie damals üblich in Gebrauch waren, zu erkennen. Die beiden sich in einem Tub waschenden Frauen auf der Rückseite können nicht identifiziert werden