Lausanne 1865 - 1925 Paris
Um 1897
Tempera und Pastel auf Leinwand
38x55 cm
Oben links vom Künstler in Grün signiert "F. Vallotton"
Marina Ducrey, Félix Vallotton, L'Œuvre peint, Vol. II,
Livre de raison (Hedy Hahnloser-Bühler) wohl LRZ 340
Jacques André, Vermerk auf Chassis
Edouard Troester, Genf, durch Erbschaft an
Privatsammlung Schweiz
Paris 1923, Galerie Druet, Exposition Félix Vallotton. Peintures 1886–1919,
Genf 1952, Musée d'art et d'histoire, L'Œuvre gravé de Félix Vallotton [sic!],
Auf dem alten Chassis, zum Teil in neuer Nagelung. Farbfrisch, leicht restauriert. In tadelloser Gesamterhaltung
1892 wurde Félix Vallotton Mitglied der Künstlergruppe Nabis und bewegte sich schon bald in den künstlerischen und politischen Kreisen der französischen Hauptstadt Paris. Das schlägt sich auch sofort in seinen Interieurs nieder, werden sie doch auf einmal opulent und "bourgeois". Vallotton ist nun ein Mann der Gesellschaft, kurze Zeit später wird er seine langjährige Partnerin Hélène Chatenay für Gabrielle Rodrigues-Henriques, Tochter des einflussreichen Pariser Kunsthändlers Alexandre Bernheim, verlassen
Die Anlage und Einrichtung des vorliegenden Gemäldes zeigt Vallottons neue Haltung sehr gut auf: Ein luxuriöser Diwan, Teppiche, Vorhänge, teure Möbel und sogar "Kunst" an den Wänden zeugen davon. Das Bild mit Teich und Schilf im Hintergrund lässt sich übrigens weder in Vallottons Œuvre nachweisen, noch in seiner eigenen Kunstsammlung. Marina Ducrey sieht in ihm ein reines Phantasiebild, "une invention" in prächtigem Goldrahmen, das die Szene akzentuieren und unterstützen soll. Die beiden Modelle kommen in verschiedenen Arbeiten Vallottons vor, etwa den beiden Gemälden mit den identischen Titeln "Femmes nues jouant aux dames" (Ducrey Nrn. 213 und 214) oder "Femmes nues aux chats" (Ducrey Nr. 243). Während bei letzterem Bild die intendierte erotische Komponente mit den "Katzen" sehr offensichtlich gegeben ist (Vgl. dazu auch den Holzschnitt "La Paresse" (Vallotton/Goerg 169) von 1896), ist sie im vorliegenden Bild viel stärker versteckt, aber nicht zu leugnen. Die Frau rechts im Profil ist fast in ägyptischer Manier dargestellt, Ducrey sieht hier klar den Einfluss von Paul Gauguin. Die blonde Frau scheint sehr selbstbewusst präsent auf dem leuchtend gelben "Diwan" und hat doch gerötete Wangen, die rechte Seite ist geheimnisvoller gestaltet, im Spiegel des Schranks ist die andere Seite der Frau zu sehen sowie ein Fenster. Die Frauen sind in sich gesunken, irgendwie mit sich selber beschäftigt. Irritierend ist einzig das Auge der braunhaarigen Frau, das den Maler und Betrachter wie eine Sphinx fixiert. Ein kraftvolles und wunderbares Gemälde in leuchtenden Farben