Königsberg 1867 - 1945 Moritzburg
1895
Kohlezeichnung, weiss mit Pastelkreide gehöht auf grünlichem, festem Papier
63,8x47,8 cm, Blattgrösse
Unten rechts von der Künstlerin signiert "Kollwitz"
Otto Nagel/Werner Timm, Käthe Kollwitz, Die Handzeichnungen, Œuvre-Katalog, Stuttgart 1980,
Galerie Alexander von der Becke und Sohn, München
Privatsammlung Schweiz
Hans Kollwitz, Käthe Kollwitz, Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken, Ein Leben in Selbstzeugnissen, Hannover 1968,
München 1967, Galerie von der Becke und Sohn, Käthe-Kollwitz, Handzeichnungen und graphische Seltenheiten, Eine Ausstellung zum 100. Geburtstag,
In den äusseren Rändern einige Fehlstellen im Papier, oben in den Ecken Reissnagellöcher. Mit einem minimen, fast nicht sichtbaren Lichtrand. In sehr guter Gesamterhaltung
Die vorliegende Zeichnung "Beratung" ist die Vorstudie zum gleichnamigen Blatt aus dem berühmten Graphikzyklus "Ein Weberaufstand" (vgl. Knesebeck 28 und 29), mit dem Käthe Kollwitz den Durchbruch als Künstlerin erlangte. Der Zyklus, inspiriert von Gerhart Hauptmanns sozialkritischem Drama "Die Weber" aus dem Jahr 1892, thematisiert die Lebensumstände und den Widerstand der schlesischen Weber gegen soziale Ausbeutung im 19. Jahrhundert. In "Beratung" richtet die Künstlerin ihren Blick auf einen intimen Moment innerhalb dieses historischen Kontextes. Die Szene zeigt eine Gruppe von Webern, die sich unter einer karges Licht spendenden Lampe offenbar über ihr weiteres Vorgehen beraten.
Kompositorisch überzeugt die Arbeit durch ihre dichte Gruppierung der Figuren. Die Körper sind eng beieinander angeordnet, was ein Gefühl von Gemeinschaft, aber auch Beklemmung vermittelt. Die Mimik und Körpersprache der Figuren - gesenkte Blicke, angespannte Haltungen - spiegeln zugleich Zerrissenheit, Sorge und Entschlossenheit wider. Kollwitz gelingt es, das Schweigen zwischen den Figuren zum Sprechen zu bringen. Es ist ein Moment der kollektiven Überlegung, eine fragile Schwelle zwischen Ohnmacht und Widerstand.
"Beratung" ist ein Schlüsselwerk im Frühwerk der Künstlerin. Es markiert die Hinwendung zur sozialen Thematik: zur Darstellung der arbeitenden Klasse, die nicht aus distanzierter Beobachtung, sondern aus empathischem Miterleben erfolgt.
Schweiz | CHF | 170 |
Europa | CHF | 270 |
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