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Um 1900
Tuschfeder, teilweise leicht laviert, auf gespritztem Grund, auf Katasterpapier
30,6x18,5 cm, Einfassungslinie, 39,5x21,5 cm, Blattgrösse
Unten rechts vom Künstler in Bleistift signiert "A Kubin", von anderer Hand links bezeichnet "Variété"
Vgl. Paul Raabe, Alfred Kubin, Leben, Werk, Wirkung, Hamburg 1957,
Wohl Slg. Otto Wilhelm Gauss, München
Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig mit dem Sammlerstempel, Lugt 913b
Hermann Esswein, Alfred Kubin, Der Künstler und sein Werk, München 1911, Abb. Tf. 16
Christoph Brockhaus, Rezeptions- und Stilpluralismus, Zur Bildgestaltung in Alfred Kubins Roman "Die andere Seite", Pantheon XXXII. Jg., 1974, H. III,
Baden-Baden/München/Wien 1977, Staatliche Kunsthalle/Bayerische Akademie der Schönen Künste/Graphische Sammlung Albertina, Alfred Kubin, Das zeichnerische Frühwerk bis 1904,
Winterthur 1986, Kunstmuseum, Alfred Kubin,
Bern 1989, Kunstmuseum, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld],
Bern 2013, Zentrum Paul Klee, Satire – Ironie – Groteske, Daumier, Ensor, Feininger, Klee, Kubin
Ingelheim 2015, Internationale Tage, Kunstforum - Altes Rathaus, Lyonel Feininger/Alfred Kubin. Eine Künstlerfreundschaft,
Vereinzelte Reissnagellöcher an der linken Blattkante. An der Unterkante in der Mitte mit einem kleinen Einriss. Das Blatt mit Atelierspuren und leichten Verschmutzungen vor allem an den Aussenrändern. Die Darstellung in besonders schöner Erhaltung
Alfred Kubins Werke sind durch die Darstellung fantastischer Traumvisionen geprägt. In seinen um die Jahrhundertwende entstandenen Arbeiten herrschen düster-skurrile Fantasien vor, die er als Tuschezeichnungen in einer speziellen Technik mit sorgfältig gespritzten und lavierten Partien auf das oft verwendete Katasterpapier brachte. Seine düsteren Visionen zeigen die menschlichen Abgründe, es geht dabei um Macht und Ausgeliefertsein, um Folter, Qual, sexuelle Angst- und Zwangsvorstellungen oder Krankheit. Es sind unverblümte Einsichten in die Triebe und Ängste der Menschen, deren schonungslose Offenlegung Bewunderung und Empörung weckte, und die seine Werke schon bald zu begehrten Skandalobjekten werden liessen. Meist konzentrierte sich Kubin auf die Darstellung einer Szene in einem diffus-leeren Raum.
Das hier angebotene Blatt trägt den Titel "Alltagsmusik", was jedoch gezeigt wird, ist alles andere als alltäglich: Eine Tänzerin offenbart Einblick unter ihre Rockschösse, was dem Dirigenten der ganzen Szene gleich den Kopf abreisst. Rund um die Bühne mit den Protagonisten geschieht allerlei Ungeheuerliches. Klaus Albrecht Schröder schrieb im Ausstellungskatalog "Alfred Kubin: Zeichnungen 1897-1909" von 2008, dass Kubin keine dominanzfreie Zone zwischen den Geschlechtern kenne, und Angst und Depression grundlegend für die Beziehungen der dargestellten Figuren sei. "Alltagsmusik" erinnert an die Schriften des Marquis de Sade (Donatien Alphonse François Comte de Sade, 1740-1814), dessen gewaltpornographischen Werke noch weit bis in das 20. Jahrhundert wirkten und etwa gewisse Strömungen im Surrealismus mitprägen sollten. So wird wohl auch der Protosurrealist Kubin de Sade als Inspirationsquelle seiner literarischen und bildnerischen Werke genutzt haben. Spannend ist, dass sich Kubin ikonographisch wohl auch an die Bildwelten von Hieronymus Bosch angelehnt hat, wie man in der mehrfigurigen Zeichnung "Alltagsmusik" schön sehen kann. Das Blatt ist eine im wahrsten Sinne des Wortes "ungeheuer" vielfältige und reich ausgearbeitete Zeichnung im Œuvre des Meisters.
| Schweiz | CHF | 130 |
| Europa | CHF | 200 |
| USA | CHF | 250 |
| Übersee | CHF | 255 |
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