Ausrufzeit 13.09.2024,
circa 14.10 Uhr (CET)
(+/- 30 Min.)
1953
Öl auf Leinwand
40,8x32,6 cm
Unten links mit dem Nachlassstempel "Marc Chagall"
Echtheitsbestätigung (Nr. 2024112) des Comité Marc Chagall, Paris, datiert vom 6. Juni 2024, liegt vor
Slg. Ida Chagall, Paris/Basel
Nachlass Ida Chagall, Paris/Basel, Geschenk 1994/1995 an
Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig auf dem Chassis mit dem Sammlerstempel, Lugt 913b
Vgl. Franz Meyer, Marc Chagall, Leben und Werk, Köln 1961, Bildkatalog ,
Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Bern - Davos,
Farbfrischer und guter Zustand. Stempel leicht verwischt, im oberen Rand kleine Retusche
Esquisse pour "Les Boulevards" ou "Paris fantastique" ist ein geheimnisvolles Gemälde von Marc Chagall, das die simultanen Narrationsstränge, die sein Œuvre so einzigartig machen, meisterhaft aufzeigt. Der Künstler verwebt mehrere Ebenen aus gelebter und kollektiver Geschichte zu einem eindrücklichen Gesamten. Die Gemälde, die Apollinaire treffend als "surnaturel" bezeichnete, zeugen von Chagalls unglaublich vielschichtigen und komplexen Themen. Seine eigens entwickelte Ikonographie hebt jedes Bild auf eine neue kontextuelle Ebene. In den meisten Werken entstehen so Narrationsbögen, die von seiner Kindheit bis in die Gegenwart reichen. Das Städtchen Witebsk als Ursprung seiner Kunst ist auch im hier angebotenen Gemälde prominent am rechten unteren Bildrand eingebettet. Über den Dächern ragt stilisiert die orthodoxe Kirche oder die Synagoge der Stadt hervor. Paris, Lebensmittelpunkt des Künstlers nach 1923, wird immer mittels Gebäuden verortet; hier wird der Eiffelturm denn auch zentral ins Motiv eingebettet. Oft stellt sich der Künstler selbst zoomorph dar, hier wohl als gekrönter Hahn, dessen anthropomorphe Arme die Komposition förmlich umfassen. In der einen Hand hält er einen für die Kreativität stehenden Blumenstrauss, in der anderen das Buch des Lebens. Der Hahn steht für die Familie, die Ruhe, oben rechts wacht das "mystische Tier" – so schliesst sich die autobiographisch als Hommage an die Stadt Paris zu lesende Komposition. Es handelt sich um eine eigenständige Vorarbeit für das gleichnamige, grossformatige Gemälde aus demselben Jahr, das dann eher in Blautönen umgesetzt wurde. Die hier angebotene Arbeit zeigt mustergültig, wie sich der Meister mit mehreren ausgearbeiteten Versionen langsam an ein Motiv herantastete.
Schweiz | CHF | 130 |
Europa | CHF | 230 |
Übersee | CHF | 290 |