Untermhaus 1891 - 1970 Singen
1922
Aquarell
51,3x38 cm
Oben links vom Künstler in Bleistift signiert "Dix", daneben datiert und mit der Werknummer "22 / 162". Oben rechts erneut in Bleistift signiert "DIX"
Echtheitsbestätigung der Otto Dix Stiftung, Rainer Pfefferkorn, liegt vor. Es wird im Werkverzeichnis von Suse Pfäffle der Nummer A 1922/57 zugeordnet
Privatsammlung Süddeutschland, durch Erbschaft an
Privatsammlung Schweiz
Auf Japan. Sauber in der Erhaltung. Zweiseitig bemalt
Die Anonymität der Grossstadt im Nachkriegs-Deutschland bildete mit ihren Vergnügungsangeboten sowie der Kriminalität und Prostitution den Nährboden von Otto Dix’ Kunst. 1919 kehrte der Künstler, der als Kriegsfreiwilliger gedient und die Schrecken des Ersten Kriegs unmittelbar erlebt hatte, nach Dresden zurück. Als Gründungsmitglied der "Dresdner Sezession" (Gruppe 1919) beteiligte er sich an deren Gruppenausstellungen. Sein Werk wurde deutlich vom Expressionismus, namentlich George Grosz, und dem Dadaismus beeinflusst. Die Auseinandersetzung mit dem Erlebten im Krieg gipfelte in seinem bahnbrechenden Gemälde "Der Schützengraben", entstanden in den Jahren 1921-1923, und der 1924 veröffentlichten Graphikfolge "Der Krieg" (vgl. Los 32). In den 1920er Jahren wurde Dix Kunst immer morbider und realistischer, im Stile der "Neuen Sachlichkeit" zeigte er schonungslos das vielschichtige Leben in der Weimarer Republik auf
Darstellungen von Zuhältern (Luden), Dirnen und von allerlei "nächtlichen Erscheinungen" gehörten zum Repertoire und zu den wiederkehrenden Sujets in seinem Œuvre. Ein Jahr nach dem hier angebotenen Aquarell entsteht gar ein Blatt, bei welchem der Zuhälter die Gesichtszüge Adolf Hitlers trägt (Pfäffle WVZ A-1923/66). Dix enttarnte die grossen Widersprüche in der Gesellschaft und legte sie mit seinen erbarmungslosen Darstellungen offen. Der hier angebotene "Zuhälter" trägt eine Melone und wirkt in der in Rot getauchten Umgebung wie eine Karikatur seiner selbst. Ein eindrückliches Beispiel von Dix’ unverhohlener Gesellschaftskritik