Ausrufzeit 12.09.2025,
circa 14.20 Uhr (CET)
(+/- 30 Min.)
1903. Werknummer 1903.5 (September 1903)
Radierung auf Zink auf festem Velin, Ätzangaben oben rechts nicht eingeschwärzt
11,7x22,6 cm, facettierte Platte; 11,1x19,2 cm, Einfassungslinie; 31,7x39,9 cm, Blattgrösse
Unten rechts vom Künstler in Bleistift signiert "Paul Klee"
Eberhard W. Kornfeld, Verzeichnis des graphischen Werkes von Paul Klee, Bern 2005,
Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig mit dem Sammlerstempel, Lugt 913b
Duisburg 1974/1975, Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Paul Klee, Das graphische und plastische Werk,
Martigny 1985, Fondation Pierre Gianadda, Klee,
Jena 1999, Stadtmuseum Göhre, Paul Klee in Jena,
Rom 2004, Complesso del Vittoriano, Paul Klee,
Mailand 2007, Fondazione Mazzotta, Paul Klee, Il teatro magico,
Bern 2009/2010, Zentrum Paul Klee, Paul Klee, Leben und Nachleben
Bayreuth 2012, Kunstmuseum, Caspar Walter Rauh im Blick auf Paul Klee und James Ensor,
Paris 2016, Centre Georges Pompidou, Paul Klee, L'ironie à l'œuvre,
Im linken Rand mittig mit hinterlegtem kleinen Einriss. Die obere und untere Ecke mit leichten Knickfalten. Kleiner Stockfleck in der rechten Plattenkante unten. Ein schöner Druck in sehr gutem Erhaltungszustand
Ab 1903 entstanden Klees zehn bis 1905 geschaffene Radierungen der "Inventionen". Die Darstellung zeigt zwei stilisierte männliche Figuren, die sich frontal gegenüberstehen - steif, förmlich und mit übertriebener Haltung. Ihre Körper sind leicht verzerrt, ihre Gesten wirken einstudiert. Es sind nicht einfach zwei Männer, sondern zwei Rollen, die sich begegnen - beide davon überzeugt, es mit einem gesellschaftlich Übergeordneten zu tun zu haben. Mit grosser Wahrscheinlichkeit handelt es sich links um Kaiser Wilhelm II. von Deutschland und rechts um Kaiser Franz Joseph von Österreich; die Barttracht der beiden ist unverwechselbar. Beide sind nackt und somit frei jeglicher standes-bestimmender Insignien.
Die Komposition ist fast karikaturhaft, die Figuren haben etwas Marionettenhaftes. Der Hintergrund bleibt leer, wodurch der Fokus ganz auf dem stummen Dialog zwischen den Figuren liegt. Es ist eine Szene der sozialen Unsicherheit, voller feiner Komik und zugleich stiller Kritik an menschlichem Geltungsbedürfnis.
Das frühe Blatt ist ein eindrückliches Beispiel für Klees souveränen Umgang mit der Radiertechnik. Die Linien sind fein, aber bestimmt. Die Figuren wirken skizzenhaft und doch präzise beobachtet. Die ironische Distanz der Protagonisten sowie die subtile Sozialkritik deuten bereits auf seine weitere Entwicklung zum Künstler hin, der das Naive mit dem Intellektuellen, das Spielerische mit dem Tiefgründigen stets mühelos zu verbinden wusste.
In dieser kurzen Begegnung zweier Männer offenbart sich das ganze Panorama menschlicher Eitelkeit: Mit einem aufgesetzten Lächeln, das ebenso spöttisch wie verständnisvoll ist, begegnen sich beide in derselben unsicheren Lage. Das hier angebotene Blatt stammt aus der geplanten ersten Auflage von 30 unnummerierten Exemplaren mit der facettierten Platte. Vermutlich wurden aufgrund der Seltenheit wohl nicht alle Exemplare gedruckt.
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Europa | CHF | 200 |
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