Limoges 1864 - 1909 Paris
Ausrufzeit 13.09.2024,
circa 17.30 Uhr (CET)
(+/- 30 Min.)
1891
Öl auf Leinwand
92x73 cm
Unten rechts vom Künstler in Öl signiert "P. Ranson". Rückseitig doppelt signiert, in Arabisch betitelt "Nabi" und "91" datiert
Brigitte Ranson Bitker/Gilles Genty, Paul Ranson, Catalogue raisonné, Paris 1999,
Slg. Auguste Cazalis
Privatsammlung Frankreich
Auktion Piasa, Paris, 15. Juni 2005, Los 9, wohl dort erworben von
Galerie Hopkins - Custot, Paris, dort 2008 erworben von
Privatsammlung Deutschland
Charles Morice, Paul Ranson, in: Mercure de France, 15. Februar 1906,
Paris 1906, Galerie Druet, Paul Ranson,
Saint-Germain-en-Laye 1997/1998, Musée Maurice Denis, Paul Ranson,
Saint-Germain en Laye 2009/2010, Musée/Jardin Maurice Denis, Paul Élie Ranson, Fantasmes et Sortilèges
Farbfrisch und in sehr guter Erhaltung.
Paul Ranson war einer der Vertreter der Künstlervereinigung der "Nabis", einer 1888/1889 in Paris gegründeten Gruppe junger Kunststudenten der Académie Julian. "Nabis" leitet sich aus dem Hebräischen ab und bedeutet Prophet. Die jungen Künstler, unter ihnen auch Pierre Bonnard, Maurice Denis, Paul Sérusier, Félix Vallotton und Édouard Vuillard, um nur einige zu nennen, verstanden sich als "Propheten" einer neuen Kunst. Die dem Post-Impressionismus zugerechneten Künstler der Gruppe arbeiteten mit einer neuen Farbigkeit und einem neuen Bildaufbau, oft mit Bezügen zum Symbolismus. Auguste Cazalis gehörte mit zur Gruppe, er oder Henri Cazalis sollen der Bewegung auch den Namen gegeben haben.
Das hier angebotene Gemälde ist von grösster Wichtigkeit, da der Name "Nabis" sogar auf der Rückseite des Bildes in arabischer Schrift zu finden ist. Kurz nach seiner Entstehung schenkte Ranson das Gemälde Cazalis. Der Hippogreif ist ein Fabelwesen mit dem Kopf, den Flügeln und den Vorderbeinen eines Adlers und dem Körper eines Pferdes, das im 19. Jahrhundert vor allem durch den 1834 veröffentlichten, theosophischen Roman "Séraphita" von Honoré de Balzac bekannt wurde. Ranson verwebt in seinem Bild wohl verschiedene Mythen, etwa die Geschichte von Perseus und Andromeda, Roger und Angelica (Vgl. Los 211, Redon) oder die mittelalterliche Sage von Melusine, einer Frau in Drachen-/Schlangengestalt, die sich mit einem Ritter verbindet. Interessanterweise findet sich ein ähnlicher Mythos auch in Japan in der Geschichte der Prinzessin Toyotama. Ranson, der sich nicht nur für antike und mittelalterliche Mythen interessierte, sondern auch vom Japanismus beeinflusst war, dürfte mit "Hippogriffe" ein Amalgam verschiedener Erzählstränge geschaffen haben.
Es ist ein sehr symbolhaft aufgeladenes Bild, stoisch sitzt links das geflügelte Fabeltier, am unteren Bildrand räkelt sich eine Frau mit Schlangenleib. Die Szene spielt in einer fast surrealen Landschaft. Ranson erhöht die theosophische Bedeutung zusätzlich, indem er den Kopf des Fabelwesens als dreigesichtigen Brahma darstellt und auf einen der Flügel ein Auge malt. "Hippogriffe" ist ein wichtiges, sehr geheimnisvolles und symbolhaftes Nabis-Werk.
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