Ausrufzeit 13.09.2024,
circa 15.50 Uhr (CET)
(+/- 30 Min.)
1918
Tuschfederzeichnung auf festem Velin
18,4x17 cm, Einfassungslinie
Unten rechts vom Künstler in Feder in Tusche signiert und datiert "Grosz / 18", unten links in der Ecke bezeichnet "Ehrenfried", rückseitig eigenhändig bezeichnet, mit Nachlassstempel "3/44/3"
Echtheitsbestätigung von Ralph Jentsch, datiert vom 11. Juli 2024, liegt vor. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen
Nachlass des Künstlers
Richard Cohn, New York, dort 1972 erworben von
Galerie Kornfeld & Klipstein, Bern, dort erworben von
Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig mit dem Sammlerstempel, Lugt 913b
Junge Kunst, Berlin 1921, Band 21,
George Grosz, Die Gezeichneten, Berlin 1930,
Bern 1989, Kunstmuseum, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld],
Genf 1999/2000, Musée d’art et d’histoire, Steinlen et l’Époque 1900,
Barcelona 2000, Museu Picasso, Steinlen y la época de 1900,
Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld,
Tadellos in der Erhaltung. Ganz leichter Lichtrand. Rückseitig mit Beschriftung, Montierungsresten und Klebespuren
Nach seinem Schulabschluss besuchte Georg Ehrenfried Gross, der sich erst ab 1916 George Grosz nannte, die Königlich Sächsische Kunstgewerbeschule in Dresden, wo er unter anderem auch Otto Dix begegnete. 1912 erhielt er ein Stipendium für ein Studium an der Berliner Kunstgewerbeschule und lernte dort die europäische Kunstszene kennen. Seine künstlerische Inspiration fand er fortan in den Vergnügungsvierteln der Metropole.
Im Ersten Weltkrieg wurde Grosz 1917 als Infanterist eingezogen, aber schon kurz darauf als "dienstuntauglich" entlassen. Zurück in Berlin entstanden apokalyptische Darstellungen des Grossstadtlebens, die sich kritisch mit dem Kriegsgeschehen und seinen Auswirkungen auf die Hauptstadt auseinandersetzten. In dieser Zeit entstand auch sein frühes Hauptwerk "Metropolis", das sich heute im Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid befindet.
Wie viele seiner Zeitgenossen übersetzte Grosz den inneren Zerfall der deutschen Gesellschaft unverblümt und mit Sarkasmus in die Kunst. Im Jahr 1923 publizierte er 100 zwischen 1915 und 1923 entstandene Zeichnungen in der vom Berliner Malik Verlag herausgegebenen Sammelmappe "Ecce Homo". Da er in den Blättern scharfe Kritik an Krieg, Politik und sozialer Ungerechtigkeit übte, kam es zur Konfiszierung mehrerer Blätter und Grosz wurde wegen "Verbreitung unzüchtiger Schriften" vor Gericht gestellt.
"Ecce Homo" beschreibt eine Szene aus dem Johannesevangelium, in der Pontius Pilatus Jesus dem Volk als unschuldig vorführt. In "Siehe, der Mensch", so die deutsche Übersetzung, führt Grosz die Menschen den Menschen vor. Er zeigt die menschlichen Abgründe und die Gesellschaft in all ihren Facetten. Das hier angebotene Blatt trägt rückseitig den Vermerk "Ecce Homo". Es entstand im Umfeld der Ecce-Homo-Zeichnungen, wurde aber schliesslich nicht in die Mappe aufgenommen. Die Bordellszene schildert schonungslos das Treiben in der halbseidenen Schattenwelt während des letzten Kriegsjahres. Das Blatt blieb bis zu Grosz’ Tod in seinem Eigentum.
Schweiz | CHF | 115 |
Europa | CHF | 185 |
Übersee | CHF | 235 |