Madrid 1887 - 1927 Boulogne-sur-Seine
Ausrufzeit 13.09.2024,
circa 15.50 Uhr (CET)
(+/- 30 Min.)
1927
Öl auf Leinwand
41x33 cm
Douglas Cooper/Margaret Potter, Juan Gris, Catalogue raisonné de l’œuvre peint, Bd. II, Paris 1977,
Atelier des Künstlers
Galerie Simon/Galerie Louise Leiris, Paris, rückseitig mit Etikett und den Nummern 11452/5815, von dort an
Privatsammlung, Barcelona
Galerie Louise Leiris, Paris, mit der Nummer 11452, dort im November 1957 erworben von
Saidenberg Gallery, New York, rückseitig mit Etikett, von dort an
Privatsammlung USA, durch Erbschaft an
Privatsammlung USA
Daniel-Henry Kahnweiler, Juan Gris, sa vie, son œuvre, ses écrits, Paris 1946, Abb. Tf. XLIV
Daniel-Henry, übersetzt von Douglas Cooper, Juan Gris: His Life and Work, New York 1947, Abb. Tf. 110
Juan-Antonio Gaya Nuño, Juan Gris, Boston/Barcelona 1974,
Paris 1957, Galerie Louise Leiris, L'atelier de Juan Gris: peintures de 1926 et 1927,
Farbfrisch und in tadelloser Gesamterhaltung, eine unauffällige, kleine Retouche im Rot des Tischtuchs
Juan Gris war neben Pablo Picasso und Georges Braque einer der Begründer und Hauptvertreter des "synthetischen Kubismus". Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelten die Kunstschaffenden eine Sehnsucht nach einem klassischeren Ideal ("Retour à l’ordre"). Im Gegensatz zu Picasso und Braque blieb Gris dem Kubismus aber weiterhin verpflichtet, entwickelte ihn jedoch in eine neue Richtung. Immer noch malte er seine bahnbrechenden Stillleben, in denen er Bildelemente als Collage neben- und übereinandersetzte, nannte seinen neuen Stil nun aber "deduktiv". Er meinte dazu, dass die farbigen Formen bestimmte private Beziehungen zwischen den Elementen einer imaginären Realität suggerieren sollten. Es ist eine viel freiere Art der Darstellung und die Farbigkeit verblüfft mit einer vorher nicht dagewesenen Üppigkeit. Sein Stil wurde poetischer, oft verwendete er als Umrissgestaltung eine Wellenform. Vermehrt arbeitete er auch für das Theater und schuf unter anderem Kostüme und Dekorationen für Serge Diaghilevs "Ballets Russes" oder für eine Inszenierung von Charles Gounods Oper "La colombe". Gris fühlte sich von Anfang an der Vermittlung seiner Kunst verpflichtet. 1924 hielt er an der Pariser Sorbonne den berühmten Vortrag mit dem Titel "Des possibilités de la peinture" (über die Möglichkeiten in der Malerei). Er war in dieser Zeit auf dem Höhepunkt seiner Karriere und ein vielgefragter Künstler; die Sammlerin Gertrude Stein (1874-1946) schrieb 1924, Gris sei ein perfekter Maler. Eine Niereninsuffizienz führte ab 1925 zu einer rapiden Verschlechterung seines Gesundheitszustandes, 1927 verstarb er mit nur 40 Jahren viel zu früh an der heimtückischen Krankheit.
Das hier angebotene Gemälde entstand kurz vor seinem Tod. Es gilt als eines der wichtigen Werke seines reifen Stils. Noch immer gibt er dem Werk einen zweiten, inneren Rahmen und differenziert die Formen durch klare Abgrenzungen, aber die Umsetzung des Stilllebens ist viel freier und lyrischer. Die Obstschale mit Birnen und Trauben sowie die daneben liegende Zitrone und die angedeutete Flasche rechts sprengen die Bildanlage auf dem roten Tischtuch. "Le raisin" ist eines der letzten Werke, die Gris schuf – eine Hommage an den Kubismus und zugleich eine Befreiung davon.
Schweiz | CHF | 145 |
Europa | CHF | 255 |
Übersee | CHF | 330 |