1921
Gouache auf Velin
27,5x21,3 cm
Oben rechts vom Künstler in Tusche signiert "Picasso", links datiert "13-1-21"
Christian Zervos, Pablo Picasso, Supplément aux années 1920-1922, Paris 1975, Vol. 30,
Galerie Aktuaryus, Zürich, dort vor 1939 angekauft von
Slg. Eliane Gribi-Chiodera, Trübbach
Auktion Kornfeld & Klipstein, Bern, 22. Juni 1979, Los 971, dort erworben von
Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig mit dem Sammlerstempel, Lugt 913b
Bern 1989, Kunstmuseum Bern, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld],
Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld,
Bern 2001/2002, Kunstmuseum, Picasso und die Schweiz,
Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Giacometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld,
Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld,
Bern 2010, Zentrum Paul Klee, Klee trifft Picasso,
In den dunklen Stellen die Oberfläche leicht berieben. Unten rechts mit restauriertem Einriss (ca. 1 cm). Rückseitig mit Stockflecken und Montierungsresten
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelten die Kunstschaffenden vielerorts eine Sehnsucht nach einem klassischen Ideal ("Retour à l’ordre"). So begann sich auch Pablo Picasso nach der intensiven Beschäftigung mit dem Kubismus mit einer klassischeren Formensprache zu beschäftigen. Er entwickelte parallel dazu aber auch den Kubismus weiter, löste die starre Formensprache jedoch weiter auf und setzte besondere Farbakzente ein. Julius Meier-Graefe meinte zu dieser Phase des stilistischen Nebeneinanders: "Morgens macht er Kuben, nachmittags voluminöse Frauen". Mit ihren fragmentierten Formen und Flächen, oft mit groben Schraffuren oder Ornamenten strukturiert, stellen diese Kompositionen eine Fortsetzung von Picassos kubistischen Erkundungen aus dem vorangegangenen Jahrzehnt dar, bringen aber das bürgerliche Leben, gerade im hier angebotenen ausgearbeiteten Blatt, wunderbar zur Geltung.
Es ist nun nicht mehr der klare, fast dogmatische Umgang mit dem Kubismus, sondern eine freie Interpretation; ein fast schon heiteres Spiel mit Farben und Formen. Gertrude Stein meinte zu den Arbeiten aus dieser Schaffensperiode, dass Picasso seine kubistischen Entdeckungen auf eine dekorative Art und Weise nütze, die das Auge erfreue.
Das reizvolle Stillleben mit Gitarre und Obstschale auf Sockeltisch ist ein in Form und Farbe vollendetes kleines Meisterwerk von Picasso und beispielhaft für den Kubismus durch die Fragmentierung der Motive und den hohen Abstraktionsgrad der Darstellung. Besonders ist die Verwerfung der Perspektive zugunsten einer spannenden Flächenwirkung. Ein wunderbares Kabinettstück, das die ganze Kraft des grossen Meisters des 20. Jahrhunderts belegt.
Schweiz | CHF | 115 |
Europa | CHF | 185 |
Übersee | CHF | 235 |