Lausanne 1865 - 1925 Paris
1894
Öl auf Karton
52,8x33,5 cm
Rückseitig mit Stempelsignatur und Datierung "F. VALLOTTON. 95"
Marina Ducrey, Félix Vallotton, L'œuvre peint, Band II, Zürich/Lausanne 2005,
ev. Livre de raison (Hedy Hahnloser-Bühler),
Nachlass des Künstlers
Galerie J. Rodrigues-Henriques, Paris
Slg. Armand Dorville, Paris, 1928
Auktion Hall du Savoy, Maître Terris, Nizza, 24. Juni 1942, "Cabinet d'un amateur parisien", Los 388 reprod. (dort bezeichnet und datiert "A Montmartre, 1893")
Musée de l'Athénée, Genf
Slg. Édouard Troester, Genf
Privatsammlung Schweiz
Charles Fegdal, Vallotton, Paris 1931, pag. 36 ff
Hedy Hahnloser-Bühler, Félix Vallotton et ses amis, Paris 1936, pag. 103
Maurice Raynal, Félix Vallotton, in: Peinture moderne, Genf 1953, pag. 47 reprod.
L.K., Basilea, La mostra di Félix Vallotton, in: Emporium, Rivista mensile d'arte et di cultura, Vol. CXXV,
Paul Nizon, Bonheur de vivre et grands peintres, Lausanne/Genf 1969, pag. 146ff reprod.
Rudolf Koella, Félix Vallotton, Zürich 1979, pag. 42 reprod.
Günter Busch, Félix Vallotton, in: Busch et al., 1982, pag. 103, 134 reprod.
Ashley Saint James, Félix Vallotton, The Nabis Years, Thesis submitted for the Degree of Phd, Courtauld Institute of Art, University of London, 1982, pag. 110, 231, 239 (nicht publiziert)
Günter Busch, Félix Vallotton, une anticipation exemplaire, in: Busch et al., 1985, pag. 75
Pascal Bonafoux/Claire Frèches-Thory/Antoine Terrasse u.a., Nabis, in: Connaissance des arts,
Arthur Ellridge, Gauguin et les Nabis, Paris 1993, pag. 186 reprod.
Paris 1928, Galerie Jacques Rodrigues-Henriques, Exposition rétrospective d'œuvres inédites de Félix Vallotton (1865-1925),
Paris 1933, Musée du Louvre, Pavillon de Marsan, Le décor de la vie sous la IIIe République, de 1870 à 1900,
Bern 1951, Kunsthalle, Die Maler der Revue blanche, Toulouse-Lautrec und die Nabis,
Genève 1952, Musée d'art et d'histoire, Cabinet des estampes,
Lausanne 1953, Musée cantonal des beaux-arts, Peintures de Félix Vallotton 1865-1925,
Rotterdam/Bruxelles 1954, Museum Boijmans van Beuningen/Palais des beaux-arts, Félix Vallotton 1865-1925,
Paris 1955, Musée national d'art moderne, Bonnard, Vuillard et les Nabis (1888-1903),
Basel/Düsseldorf 1957, Kunsthalle/Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Félix Vallotton,
Zürich 1965, Kunsthaus, Félix Vallotton,
Paris/Charleroi 1966-67, Musée national d'art moderne/Palais des beaux-arts,
Winterthur/Bremen/Düsseldorf/Paris/Genève 1978-79, Kunstmuseum/Kunsthalle/Kunsthalle/Musée du Petit Palais/Musée Rath, Félix Vallotton,
München/Essen 1995-96, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung/Folkwang Museum, Félix Vallotton,
Mit sehr dünner, trockener Ölfarbe auf nicht grundiertem Karton. Mit ein paar wenigen, kleinen Farbverlusten. In sehr guter, nicht gefirnisster Erhaltung
Dieses Gemälde, das zu Vallottons Lebzeiten nie ausgestellt wurde und in seinem Nachlass verblieb, wurde 1928 von Jacques Rodrigues-Henriques mit dem Titel "Le promenoir des Folies Bergères" bezeichnet. Später kennt man das Werk unter verschiedenen Titeln, von welchen jedoch keiner im "Livre de raison" figuriert. In jenem Büchlein hingegen findet sich ein Gemälde mit dem Titel "Bal de l'Opéra, foyer" aus dem Jahr 1894, das das Foyer der Oper während des jährlichen Maskenballs zeigt. Vallotton, der in jenem Jahr am Ball teilnahm, erkältet sich dort, worüber er seinem Bruder Paul in einem Brief vom 3. Februar 1895 berichtete. Das Fest war aber auch wegen der Ausschreitungen einer Horde von wild gewordenen Männern in die Schlagzeilen geraten, die sich an alleinstehenden Frauen vergriffen (in: Le Courrier français, Paris, 14. Januar 1895). Da bislang kein anderes Gemälde von Vallotton bekannt ist, dessen Motiv mit dem Opernball in Verbindung gebracht werden kann, ist das vorliegende Werk dem im "Livre de raison" erwähnten Bild zuzuordnen (vgl. Ducrey 159). Die auf dem Gemälde dargestellten Personen tragen meist noch ihre Mäntel sowie die für einen Maskenball üblichen Masken und begeben sich durch das Foyer in Richtung der Garderobe. Im Gedränge grüsst man Bekannte, hält seine Ballkarte in der Hand, es sei denn, man will sie weiterverkaufen, wie vielleicht der junge Mann mit der Melone links hinten im Bild. Das Ölgemälde steht im engen Zusammenhang mit dem 1894 entstandenen Holzschnitt "L'étranger" (Vallotton/Goerg 137). Bestätigt wird diese Annahme durch die Analogien des Formats, der Komposition und einigen Details, wie dem Motiv des Teppichs, dem Herrn, hier mit Maske, und den beiden hübschen, jungen Frauen im Vordergrund sowie dem korpulenten Herrn hinten rechts.
Das Werk verblieb bis heute, wie vom Künstler gewollt, in einem ungefirnissten Zustand. Es gehört zu Vallottons Meisterwerken aus der Nabis-Zeit. Vallotton war nebst Pierre Bonnard, Maurice Denis und Édouard Vuillard ein Gründungsmitglied der Gruppe Nabis, welche sinnbildlich für die Anfänge der modernen Kunst steht. Die jungen Maler komponierten Bilder aus leuchtenden, stark konturierten Farbfeldern und erzeugten mit ihrer einfachen Formensprache zugleich eine hintergründige Atmosphäre, die weit über die pastose Oberfläche hinausweist. Das Sujet tritt zurück, während die Materialität des Bildes, seine Linien, Farben und Formen zu Protagonisten werden, was Vallotton im vorliegendem Gemälde speziell in den Mustern des Teppichs oder des Abendkleides der jungen Dame rechts vorne im Bild zeigt. Den Schritt zur Abstraktion vollzogen die Nabis damit noch nicht, doch treiben einige ihrer Werke die Auflösung des Bildgegenstandes und seine Reduktion auf wesentliche Elemente weit voran
Eine gütliche Einigung mit den Erben von Armand Dorville liegt vor, das Werk ist frei von jeglichen Ansprüchen