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Gradischsk 1885 - 1979 Paris
1913
Illustrierter Buchdruck, handkoloriert im Pochoir-Verfahren
207,4x36,2 cm
Oben im Titel vom Schriftsteller signiert "Blaise Cendrars", dediziert "à Louis Brun et à Georgette / ces langes de couleur / avec ma main amie / 1931", nummeriert mit "150"
Blaise Cendrars
Louis Brun, Paris, Geschenk des Dichters, 1931
Galerie La Hune, Paris, dort 1951 angekauft von
The Museum of Modern Art, New York, Inv. Nr. 133.1951.A
Auswahl:
New York 1971, Museum of Modern Art, Ways of Looking
Philadelphia 1980, Museum of Art, Futurism and the International Avant-Garde
San Antonio 1983/1984, McNay Institute, Cubist Prints/Cubist Books
Washington D.C. 1984, Hirshhorn Museum, Artistic Collaboration in the 20th Century
New York 1988/1989, Museum of Modern Art, Abstractions
New York 1994/1995, Museum of Modern Art, A Century of Artists Books
Liverpool/Kansas City 2008/2009, Walker Art Gallery/Nelson-Atkins Museum of Art, Art in the Age of Steam
New York 2011, Cooper-Hewitt Museum, Color Moves: Art and Fashion by Sonia Delaunay
Atlanta 2012/2013, High Museum of Art, Fast Forward: Modern Moments 1913-2013
Auf festem, gelblichem Similijapan, rückseitig Spuren einer alten Montage. Farbfrisch und in sehr guter Gesamterhaltung
Sonia Delaunay-Terk gehörte (zusammen mit ihrem Künstlergatten Robert) mit den “Contrastes simultanés” zu den Wegbereitern der Abstraktion, als sie im Januar 1913 bei Guillaume Apollinaire den bisher unbekannten Poeten Blaise Cendrars (d.i. Fréderic Louis Sauser) kennenlernte. Sie befreundeten sich und machten sich an ein gemeinsames Kunstwerk, das erste "simultane" Künstlerbuch
Grundlage ist ein 445 Zeilen umfassendes Gedicht von Cendrars über eine imaginäre Reise mit der jungen Prostituierten "Jehanne" in der Transsibirischen Eisenbahn quer durch Russland während der ersten Revolution im Jahr 1905. Oben links ist eine Karte der Fahrt zu sehen. Die Reise führt von Moskau nach Sibirien, China, zum Nordpol und schliesslich nach Paris. Der Text handelt von einer langen, bedrückenden Fahrt mit apokalyptischen Szenen von Krieg und Revolution sowie Beschreibungen von Kälte, Hunger, Tod und Verwüstung
Die gebräuchliche Form eines gebundenen Buches wurde aufgegeben zu Gunsten einer Art langem Bogen; die im "Pochoir-Verfahren" einzeln angebrachten, handkolorierten Illustrationen laufen parallel zum Text, verflechten sich vielerorts mit ihm und ergeben damit eine weitere Interpretationsebene. Sie sind abstrakt, nehmen doch den Text eindrücklich auf – erwähnt sei gegen Ende des Gedichts die Ankunft im "rettenden" Paris, das mit einem schemenhaft angedeuteten roten Eiffelturm eindrücklich eingeführt wird. Jedes Exemplar ist leicht anders koloriert und wird so zu einem Unikat. Das Werk ist ein frühes Beispiel für die gezielte Verwendung von mehreren, unterschiedlichen und farbigen Typographien (30 an der Zahl), um damit die jeweiligen Stimmungen besser anzeigen zu können
Der Text wurde auf vier Bogen gedruckt, die danach überlappend zusammengeklebt wurden. Gesamthaft etwas über 200 cm hoch, wäre die ganze geplante Edition von 150 Exemplaren zusammen so hoch wie der Eiffelturm geworden, dem Symbol des Fortschritts. Gefaltet ergab sich ungefähr das Format 17,5x10,5 cm. Im vorliegenden Fall wurde das Blatt jedoch nie gefaltet, nach aktuellem Wissensstand ist das einzigartig. Die Nummerierung 150/150 lässt den Schluss zu, dass Cendrars das Werk für sich einmal ungefaltet haben wollte, es dann dennoch 1931 seinem Freund Louis Brun, einem Direktor seines Verlagshauses Grasset, und dessen Gattin Georgette widmete
Bei Veröffentlichung war das "Buch" eine Sensation in den Avantgardekreisen in Paris und gilt bis heute als eines der wichtigsten modernistischen Künstlerbücher überhaupt
Von der geplanten Auflage von 150 wurden wohl aus Kostengründen nur 60-100 komplett produziert, die meisten Exemplare befinden sich heute in öffentlichen Sammlungen. Das hier angebotene Werk aus der Sammlung des Museum of Modern Art wird als "Doublette" verkauft, da das Museum unlängst eines mit einem zusätzlich von der Künstlerin bemalten Pergamentumschlag erwerben konnte. Letzteres ziert nun sogar den Umschlag des aktuellen Sammlungskataloges des Museums und zeigt damit eindrücklich die Importanz des Werks für die Kunstgeschichte
Property from The Museum of Modern Art, New York, Sold to Benefit the Acquisitions Fund
Eigentum des Museum of Modern Art, New York, Verkauf zu Gunsten des Ankaufsfonds
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