Aschaffenburg 1880 - 1938 Davos
Herbst 1918 in Frauenkirch
Holzschnitt
56,5x26,5 cm, Druckstock - 56,8x42,6 cm, Blattgrösse
Unten links vom Künstler in Bleistift hochgestellt signiert "E L Kirchner"
Gercken 896/II (v. III)
Ausgezeichneter Druck auf weichem Blotting Papier, oben links geprägt "ASOKA". Mit Papierrand auf drei Seiten, oben fehlen 3 mm der Darstellung. Tadellos in der Erhaltung
Das Blatt entstand im Herbst 1918 aus der Erinnerung heraus, vielleicht auch nach einer Fotografie, denn Kirchner hatte Schames seit seiner Ausstellung in Frankfurt a.M. im Jahr 1916 nicht mehr getroffen. Es handelte sich um eine Auftragsarbeit des Frankfurter Kunstvereins, der mindestens 120 Drucke als Jahresgabe wünschte. Kirchner hat die gesamte Auflage (wohl alle Drucke im II. Zustand) von Hand abgezogen, da ihm im Dezember 1918 in seinem Haus "In den Lärchen" in Frauenkirch bei Davos seine Druckerpresse, die noch in Berlin war, nicht zur Verfügung stand. In einem Brief an Nele van de Velde schreibt Kirchner u.a. am 26. Dezember 1918: "Ich bin in der letzten Zeit recht wenig zu eigentlicher Arbeit gekommen. Ich musste eine Auflage von 180 Drucken machen, sodass meine Glieder wieder recht unangenehm sind." In einem späteren Schreiben nennt Kirchner die Auflage von 120. Das Blatt gehört zu den gesuchtesten Holzschnitten des ganzen graphischen Werkes des Meisters
Ludwig Schames war Kirchners Kunsthändler in Frankfurt a.M. und veranstaltete 1916, 1919, 1920 und 1922 grössere Kirchner-Ausstellungen. Er zählte 1918 66 Jahre und starb 1922 in seinem 70. Lebensjahr. Kirchner war Schames freundschaftlich verbunden, nach dem Tod des Kunsthändlers lässt Kirchner in der Berliner Zeitschrift "Der Querschnitt" seinen Porträtholzschnitt reproduzieren und schreibt darunter: "Das war der Kunsthändler Ludwig Schames, der feine uneigennützige Freund der Kunst und der Künstler. In edelster Weise hat er mir und manch anderem Schaffen und Leben ermöglicht. Wir verlieren in ihm den Menschen, der einzigartig wie ein guter Vater, ein Freund, ein feinsinnig verständnisvoller Förderer der Kunst unserer Zeit war."