Argentan 1881 - 1955 Gif-sur-Yvette
1914
Gouache und Tusche
49,7x36 cm
Unten rechts vom Künstler in Tusche monogrammiert und datiert "F.L. / 14". Rückseitig mit den Foto- bzw. Inventarnummern "010216 / 30367"
Vorgesehen für das "Répertoire des œuvres sur papier de Fernand Léger", in Vorbereitung durch Irus Hansma. Bestätigung auf Foto, datiert vom 15.11.2019, liegt vor
Wohl Galerie Berthe Weill, Paris
Albert Sarraut, Paris; als Geschenk an
Privatsammlung, Paris
Auf bräunlichem Velin, minim gebräunt. Minimaler Lichtrand. In den Ecken Reissnagellöchlein, rückseitig Spuren einer alten Montage. Vereinzelte, alte und kleine Einrisse im Papierrand. In sehr guter Gesamterhaltung
Beeinflusst vom Kubismus in Paris und dem Futurismus aus Italien suchte Léger von 1910 bis 1914, also in den Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, nach einer Möglichkeit, beide Ideen zu verbinden. In seinen "Contrastes de formes" verwendet er einfache geometrische Volumina aus Zylindern, Kegeln und Flächenelementen, die er mit Hilfe von Linie und Farbe verschiedenartig komponierte. Auf den ersten Blick wirken diese Flächen wie ein unkoordiniertes "Durcheinander", beim genaueren Hinschauen ergibt sich aber klar eine visuelle Logik von sich überlappenden Formen. Im Juni 1914 begann er mit der Arbeit an einer Serie mit dem Titel "L’escalier" (die Treppe). Sicherlich beeinflusst von Marcel Duchamps "Nu descendant un escalier", wollte er die Bildsprache der "Contrastes" mit der "Dynamik" der Bewegung verbinden. Die geometrischen Formen Zylinder und Kegel werden zu Torso und Gliedmassen gestaltet, die "Personnages" steigen im frei gestalteten Raum eine Treppe hinunter. Die Formen winden sich in einer rhythmischen, wellenartigen Bewegung um und durch die Figur und schaffen so eine subtile Verschmelzung von Vordergrund, Figur und Hintergrund. In diese Zeit der Neuerungen fällt auch der Beginn der Zusammenarbeit mit Daniel-Henry Kahnweiler, der ihn fortan in seiner Galerie vertreten wird
Léger schuf mit diesen wichtigen, malerischen Arbeiten auf Papier, Karton oder Leinwand eine Form von "reiner Malerei"; sie gehören sicherlich zu den Höhepunkten in seinem Œuvre. Die vorliegende Gouache überzeugt durch die besonders dichte Komposition. Der spätere Premierminister und sehr engagierte Kunstsammler Albert Sarraut habe das Blatt in den 1920er und 1930er Jahren bei Berthe Weill erworben. Sarraut schenkte es in den 1950er Jahren einem engen Mitarbeiter für dessen Verdienste. Es blieb fast 70 Jahre im selben Privatbesitz und kommt nun seit über 100 Jahren erstmals wieder auf den Markt