La Chaux-de-Fonds 1887 - 1965 Roquebrune-Cap-Martin
1947
Öl auf Leinwand
114x91,5 cm
Unten in der Mitte vom Künstler signiert, bezeichnet und datiert "Le Corbusier / New York / 23 fevrier 47"
Naïma Jornod et Jean-Pierre Jornod, Le Corbusier, Catalogue raisonné de l'œuvre peint, Tome II,
Fondation Le Corbusier 260
Nachlass des Künstlers
Fondation Le Corbusier, Paris; von dort direkt an
Schweizer Privatsammlung
Genf 2006, Musée Rath, Le Corbusier ou la Synthèse des arts,
Auf Chassis, in dem vom Künstler vorgesehenen Rahmen. Einige leichte Craquelüren. Farbfrisch und in tadelloser Gesamterhaltung
Nach der Befreiung Frankreichs 1944 arbeitete Le Corbusier erneut in seinem Pariser Büro an der Rue de Sèvres. 1947 wurde er Mitglied der Architektenkommission, die die Planung des UNO-Hauptquartiers in New York verantworten sollte, er reichte dazu einen eigenen Entwurf ein. Zu diesem Zweck weilte er mehrere Monate in Manhattan, wo er sich auch vermehrt wieder der Malerei widmete, inspiriert vom besonderen Licht. Er schreibt am 20. Februar an seine Mutter: "Ich arbeite wie ein Pferd. […] Der Winter ist ausserordentlich hier: südlicher Himmel und eine trockene Kälte: ein stimulierendes Klima".
Er nahm beim vorliegenden, im Februar 1947 geschaffenen Gemälde die Bildanlage von drei Ölbildern und zahlreichen Zeichnungen auf, die ab 1943 in seinem Exil in Ozon in den Pyrenäen entstanden sind. Es sind liebevolle, schematisierte Porträts seiner Gattin Yvonne mit dem charakteristischen "Chignon" (Haarknoten). "Ozon et Georges I" und "II" (Jornod 296, 297) sind in eher kleinen Formaten ausgeführt, die Nummer "III" (Jornod 308) im grossen Mittelformat, die hier angebotene vierte Version, mit dem Zusatz "Figure 1" versehen, ist jedoch als Grossformat konzipiert. Das Gemälde ist die am detailreichsten ausgearbeitete Version der Werkgruppe, die mit der Version "V" (Jornod 342) ihren Abschluss fand
Le Corbusier machte sich in der Entstehungszeit des Bildes grosse Hoffnungen, dass er den Zuschlag für das New Yorker Projekt erhalten würde und war voller Enthusiasmus. Seine Schaffenskraft war gross, an den Abenden und Wochenenden entstanden im Hotel zahlreiche Arbeiten, wobei man das hier angebotene Gemälde sicherlich als Hauptwerk bezeichnen kann. Die Komposition ist voll ausgereift, die Hände wunderbar ausgearbeitet. "Yvonne" blickt lieblich und freundlich drein, man spürt, dass der Maler voller Kraft und künstlerischer Energie war
Die versteckt im Kopf angelegte runde "Brille", die Zündholzschachtel, die Kerze, die gefaltete und die offene Hand zitieren wunderbar aus dem reichen, ikonographischen Repertoire des Künstlers. Kompositorisch interessant ist die Verwendung des Stierhörnermotivs als Hals der Figur, das eindeutig eine Vorwegnahme der Dachgestaltung des "Secrétariat" in Chandigarh darstellt. Eine Besonderheit ist auch der weisse Punkt im nachtblauen Hintergrund; es sei der Stern von Le Corbusier, der jetzt definitiv aufgehe. Das Gemälde ist voller Symbolik, ein grosses und gross gedachtes Bild. Kurz nach der Entstehung kam dann die herbe Enttäuschung: Der Zuschlag für das UNO-Projekt ging nicht direkt an Le Corbusier, auch wenn sein Entwurf bis heute in den Bauten ablesbar bleibt. Das vorliegende Gemälde war für den Künstler so wichtig, dass er es bis zu seinem Tod in seinem Besitz behalten hat. Es stellt einen Höhepunkt im Schaffen des Architekten und Künstlers dar und kommt nun absolut frisch auf den Markt. So wichtige Werke des Künstlers werden nur noch selten angeboten