Mörigen 1930 - lebt und arbeitet in Rüschegg Heubach
1993-1994
Mineral colours with dammar varnish as binder, tempera, casein, pastel on cream Kumohadamashi Japanese paper by Heizaburo Iwano
207x313 cm, image; 276x382 cm, sheet size
Listed in the inventory of Franz Gertsch, Rüschegg
Purchased directly from the artist (1994) by
Hess Art Collection, from there to
Private collection Switzerland
Franz Gertsch - Hess Collection, Hess Art Collection 1999, pag. 74/75
Napa, Hess Art Museum, in the permanent exhibition (before 2006).
Nagoya 1995, Aichi Prefectural Museum of Art, Franz Gertsch, cat. no. 21, pag. 64/65 reprod.
Some traces of studio, losses and creases in the paper outside of the image. Tear nail holes at the outermost margins and corners. Colour fresh and in perfect overall condition.
After the success of his large-format, photorealistic paintings, Franz Gertsch sought a new challenge and found it in woodcuts. Thus, between 1986 and 1994, he created his well-known portraits, such as Natascha or Dominique, or the large landscapes such as Rüschegg, Cima del Mar or Schwarzwasser. As always, it is his own photographs that form the basis, mostly taken in the immediate vicinity of his home and place of work, Rüschegg. The nearby river Schwarzwasser preoccupies him in the early 1990s. It was probably on the banks of this river that he noticed an unusual plant, the butterbur. It is a herbaceous plant that likes wet or temporarily flooded soils and is common along the Schwarzwasser. The Greeks and Romans already used the leaves as a remedy, and in the Middle Ages they were used against the plague, which led to its name. The impressive, strikingly shaped and veined leaves attracted Gertsch's interest. Thus, in 1993, he produced the large-format woodcut Butterbur. It must have been precisely at this time that Gertsch was tempted to try painting again. However, he did not choose canvas or cotton as a colour carrier, but the same paper he used for his woodcuts, the special cream-coloured Kumohadamashi Japanese paper by Heizaburo Iwano. For the painting Butterbur offered here, he shows a single leaf of the plant in oversize. It thus becomes a kind of portrait, a homage to nature
The application of the paint is exciting: unlike in his earlier paintings, he uses the paint in a more glazed manner. He creates a "cloudy" background of different colour tones/spots and works the leaf out on it in a pointillist manner with white dots. It is in fact the reverse of the light dots carved into the wooden panel with the gouge, here he places the light dots in white on top of the surface. Because of the cloudy application of paint, the leaf seems to literally float in the picture, the depiction becomes a spherical play of light, light and dark. The paper ground wonderfully absorbs the natural leaf surface, the supposed fragility of the plant is thus also transferred to the picture support. At the beginning of the 1990s, he created individual paintings on paper. In terms of colour, these are clearly ordered in the almost monochrome tonality of the woodcuts, the "white heightening" creates a reversal effect on the viewer
It is an impressive "transition picture" that leads Gertsch back to painting. Shortly afterwards he began painting on cotton again. His preoccupation with nature continued, and in 1995 he created "Gräser I" (Grasses I), the first painting in the Gräser series. More recently, the artist returned to butterbur, and in 2021 he created another monument to the plant with "Blaue Pestwurz" (Blue Butterbur). As a "missing link" between the woodcuts and the paintings from 1995 onwards, the work offered here is an important testimony to Gertsch's great art
We thank the Gertsch family for the valuable references
1993-1994
Mineralfarben mit Dammarfirnis als Bindemittel, Tempera, Kasein, Pastell auf cremefarbenem Kumohadamashi Japanpapier von Heizaburo Iwano
207x313 cm, Darstellung; 276x382 cm, Blattgrösse
Im Inventar Franz Gertsch, Rüschegg, verzeichnet
Direkt beim Künstler angekauft (1994) von
Hess Art Collection, von dort an
Privatsammlung Schweiz
Franz Gertsch – Hess Collection, Hess Art Collection 1999, pag. 74/75
Napa, Hess Art Museum, in der Dauerausstellung (vor 2006)
Nagoya 1995, Aichi Prefectural Museum of Art, Franz Gertsch, Kat. Nr. 21, pag. 64/65 reprod.
Einige Atelierspuren, Fehlstellen und Knitterfalten im Papier ausserhalb der Darstellung. Reissnägellöcher an den äussersten Rändern und in den Ecken. Farbfrisch und in tadelloser Gesamterhaltung
Nach den Erfolgen seiner grossformatigen, fotorealistischen Gemälde sucht Franz Gertsch eine neue Herausforderung und findet sie in den Holzschnitten. So entstehen zwischen 1986 und 1994 seine bekannten Porträts, wie Natascha oder Dominique oder die grossen Landschaften wie Rüschegg, Cima del Mar oder Schwarzwasser. Wie immer sind es eigene Fotografien, die die Basis bilden, meistens aufgenommen in der näheren Umgebung seines Wohn- und Arbeitsortes Rüschegg. Der nahe gelegene Fluss Schwarzwasser beschäftigt ihn Anfang der 1990er Jahre. Wohl an den Ufern dieses Flusses fällt ihm eine ungewöhnliche Pflanze auf, die Pestwurz. Es ist eine krautige Pflanze, die gerne nasse oder zeitweise überflutete Böden hat, und am Schwarzwasser häufig vorkommt. Schon die Griechen und Römer nutzten die Blätter als Heilmittel, im Mittelalter wurden sie gegen die Pest eingesetzt, was zu ihrem Namen führte. Die eindrücklichen, markant geformten und geäderten Blätter zogen Gertschs Interesse auf sich. So entstand 1993 der grossformatige Holzschnitt Pestwurz. In genau dieser Zeit muss es Gertsch gereizt haben, es wieder einmal mit Malerei zu versuchen. Er wählte dabei aber nicht die Leinwand bzw. Baumwolle als Farbträger, sondern dasselbe Papier, das er für seine Holzschnitte verwendete, das spezielle, cremefarbene Kumohadamashi Japanpapier von Heizaburo Iwano. Für das hier angebotene Gemälde Pestwurz zeigt er ein einzelnes Blatt der Pflanze in Übergrösse. Es wird so zu einer Art Porträt, zu einer Huldigung an die Natur
Spannend ist der Farbauftrag: Anders als bei den früheren Gemälden setzt er die Farbe mehr lasierend ein. Er schafft einen "wolkigen" Hintergrund aus verschiedenen Farbtönen/-flecken und arbeitet darauf in pointillistischer Art mit weissen Punkten das Blatt heraus. Es ist faktisch die Umkehr zu den mit dem Hohleisen in die Holzplatte eingekerbten Lichtpunkten, hier setzt er die Lichtpunkte in Weiss oben auf die Fläche. Wegen des wolkigen Farbauftrags scheint das Blatt förmlich im Bild zu schweben, die Darstellung wird zu einem sphärischen Spiel von Licht, Hell und Dunkel. Der Papiergrund nimmt die natürliche Blattoberfläche wunderbar auf, die vermeintliche Fragilität der Pflanze wird damit auch auf den Bildträger übertragen. Anfang 1990er Jahre entstehen einzelne Malereien auf Papier. Diese sind farblich klar in der fast monochromen Tonalität der Holzschnitte verordnet, die "Weisshöhung" erzeugt einen Umkehreffekt beim Sehen
Es ist ein eindrückliches "Transitionsbild", das Gertsch wieder zur Malerei zurückführt. Kurz danach beginnt er erneut mit der Malerei auf Baumwolle. Die Beschäftigung mit der Natur geht weiter, 1995 entsteht mit "Gräser I" das erste Bild der Gräser-Serie. In jüngerer Zeit findet der Künstler auch wieder zurück zur Pestwurz, noch 2021 schafft er etwa mit "Blaue Pestwurz" ein weiteres Monument für die Pflanze. Als Verbindungsglied, "Missing Link", zwischen den Holzschnitten und der Malerei ab 1995 wird das hier angebotene Werk zu einem wichtigen Zeugnis von Gertschs grossartiger Kunst
Wir danken der Familie Gertsch für die wertvollen Hinweise