Unten rechts vom Künstler in Ölfarbe signiert "F. Hodler"

Werkverzeichnis

Oskar Bätschmann/Paul Müller, Ferdinand Hodler, Catalogue raisonné der Gemälde, Band 1, Die Landschaften, Teilband 2, Zürich 2008, Nr. 336

Provenienz

Slg. Dr. Hermann Kurz, Zürich (1917), durch Erbschaft an
Privatsammlung Schweiz

Literatur

Carl Albert Loosli, Ferdinand Hodler, 1919/1920, Nr. 96 reprod. (dort betitelt und datiert "Brienzersee, 1906")
Carl Albert Loosli, GK, Bern 1921-1924, Nr. 229 (dort betitelt und datiert "Brienzersee, 1906")
Gotthard Jedlicka, Bemerkungen über Ferdinand Hodler zum 20. Todestag: 19. Mai 1938, in: Galerie und Sammler, 6, Heft 5, 1938, pag. 84 reprod.
Werner Y. Müller, Die Kunst Ferdinand Hodlers, Gesamtdarstellung, Bd. 2, Reife und Spätwerk 1895-1918, Zürich 1941, pag. 123 reprod. Nr. 99 (dort betitelt und datiert "Brienzersee, 1906"), pag. 144, 152, 484
Werner Y. Müller, Landschaftskatalog, in: Werner Y. Müller, Die Kunst Ferdinand Hodlers, Zürich 1941, Nr. 355 (dort betitelt und datiert "Brienzersee, 1906")

Ausstellung

Zürich 1917, Kunsthaus, Ausstellung Ferdinand Hodler, Kat. Nr. 251 (dort betitelt und datiert "Brienzergrat, um 1906")

Zustand

Auf dem originalen Chassis, mit späterer Nagelung. Randseitig die Leinwand verstärkt. Eine frühere Doublierung der Leinwand wurde vor einigen Jahren professionell entfernt. In sehr guter und frischer Erhaltung

Erläuterungen

Ferdinand Hodler hielt sich im September 1906 für zwei Wochen im Hotel National in Interlaken auf. In dieser Zeit malte er fünf Landschaftsgemälde, darunter zwei Ansichten des Thunersees sowie zwei Ansichten des Brienzersees (WK Nrn. 335 und 336), wobei eines der beiden das Vorliegende ist. Aufgrund stilistischer Analogien zur datierten Variante (WK Nr. 335) lässt sich das bereits bei Loosli reproduzierte Gemälde ins Jahr 1906 datieren. Im Unterschied zu WK Nr. 335 reduzierte Hodler den Vordergrund, indem er der Alpweide weniger Platz einräumte, wodurch das Hauptmotiv, der See, einen stärkeren formalen Eigenwert erhielt. Dadurch fasste der Künstler den Tiefblick auf den See und auf den Brienzergrat enger. Die ockerfarbene Wiese sowie der türkisgrüne Seespiegel verleihen dem Werk ein leuchtend frisches Kolorit. Das Gemälde zeichnet sich durch intensive Blautöne und eine zeichnerische Strukturierung der Wiesen und Felspartien aus, die auf die ausgiebige Verwendung von Ölfarbenstiften zurückzuführen sind. Die besondere Technik steht nicht nur im Dienst einer präzisen Wiedergabe der landschaftlichen Details, sie manifestiert Hodlers Experimentierlust und bezeugt seine Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten
Hodler malte das vorliegende Werk auf der 1500 Meter hoch gelegenen Alp Breitlauenen. Er konnte die Alp von Interlaken aus mit der wenige Jahre zuvor eröffneten Schynige Platte-Bahn leicht erreichen
Das Gemälde wurde vom Zürcher Bankdirektor und Sammler Dr. Hermann Kurz (1857-1943) angekauft und verblieb bis heute im Besitz der Familie. Letztmals war es in Zürich 1917 in der Ausstellung "Ferdinand Hodler im Zürcher Kunsthaus" vom 14. Juni - 15. August der breiten Öffentlichkeit zugänglich