Auktion 289 : Graphik Alte Meister 12.9.2025
3091 Francisco de Goya Fuendetodos 1746–1828 Bordeaux Los Desastres de la Guerra Folge von 80 Blatt Radierungen, gestochenes Titelblatt und 2 Seiten Einführungstext Entstanden 1808–1823, 1. Ausgabe 1863. Radierung, Aquatinta und Kupferstich auf kräftigem Velin. 25,8×35,5 cm, Bucheinband. Die Blätter sind sämtlich auf Fälzen montiert. Durchweg sauber in der Erhaltung. Nur die Tafeln 3–5 mit hinterlegten Rissen am unteren Blattrand rechts, sonst makellos. In Halbledereinband aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Goldprägung und französischem Rückentitel «GOYA/SCÈNE D’INVASION». Schätzung CHF 80000* Werkverzeichnis Harris 121–200, jeweils III/1/a (v. 7). Zu Lebzeiten Goyas kam es zu keiner Auflage. Diese wurde erstmals 1863 von der Real Academia de Nobles Artes de San Fernando in Madrid vorgenommen. Bei acht Platten kames zu kleinen Korrekturen in den Beischriften imVerlauf der 1863 gedruckten Erstauflage. Das vorliegende Exemplar der Folge enthält sieben Früh- drucke vor den von Harris auf S. 174 seines Werkverzeichnisses beschriebenen Veränderungen. Goya schildert in der Folge von Aquatintaradierungen «Los Desastres de la Guerra» den Kampf der Spanier gegen die französischen Besatzer und Unterdrücker in den Jahren von 1808 bis 1814. In dieser Zeit schuf er 56 Platten. Zwischen 1819 und 1822 ergänzte er die Suite umweitere 26 Platten. Die 80 Darstellungen lassen sich thema- tisch in drei Gruppen gliedern: Die 41 Blatt der «Fatales consequencias, guerra» zeigen Kriegshandlungen imengeren Sinne, die 17 Blatt der «Fatales consequencias, hambre» vergegenwärtigen die Hungersnot in Madrid vom Winter 1811 bis in den Herbst 1812, während die abschliessenden 22 Blatt der «Caprichos enfáticos» all gemeinere und auch allegorische Themen abbilden. Die Serie der «Desastres» ist in ihrer ungeschminkten Schilderung menschlicher Grausamkeiten eine monumentale Anklage des Krieges und der damit einhergehenden Leiden. Goya kontrollierte den Fortgang seines Projekts mit wenigen Probeabzügen jeder der Platten. Aus politischen Gründen konnte er keine Auflage drucken. Vor seiner Emigration nach Bordeaux im Jahre 1824 übergab er seinemFreundCeán Bermúdez in Madrid einen kompletten Satz solcher mit Titeln beschrifteter Probedrucke. 1862 erwarb die Real Academia de Nobles Artes de San Fernando in Madrid jene Druck- platten, die in der spanischen Hauptstadt verblieben waren und liess sie überarbeiten. Dabei wurden eine weitere Lage Aquatinta sowie Nummerierungen oben links und Titel unter den Darstellungen hinzugefügt. In dieser veränderten Form wurde 1863 die erste Auflage von 500 Exemplaren publiziert. Zwei weitere Platten fanden sich später, die in kleiner Auflage gedruckt, separat blieben (siehe unsere Online- Lose 4073–4075).
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