Auktion 289 : Graphik Alte Meister 12.9.2025
3067 Rembrandt Harmensz. van Rijn Leiden 1606–1669 Amsterdam Die drei Kreuze – Christ Crucified Between the Two Thieves: «The Three Crosses» 1653–1655. Kaltnadel auf Bütten ohne Wasserzeichen. 38,9×45,3 cm, Blattgrösse. Ein prachtvoller, tiefschwarzer Abdruck von Rembrandts graphischem Hauptwerk. Trotz der überaus kräftigen Einfärbung der Platte sind auch die dunkelsten Partien noch klar lesbar. Dank der sorgfältig ausgewischten Lichtakzente bewahrt die Komposition als ganze eine perfekte Balance zwischen Licht und Schatten. Das Blatt mit umlaufend schmalemRändchen. Etwas blass stockfleckig, dies jedoch meist nur auf der Rückseite erkennbar. Das Blatt ist gänzlich unbehandelt wodurch sich die samtige Oberfläche der Kaltnadel in Gänze erhalten konnte. In dieser Druckqualität und Erhaltung gesucht und selten. Schätzung CHF 550000* Werkverzeichnisse The New Hollstein (Hinterding/Rutgers) 274/IV (v. V) White/Boon 78/IV (v. V) Provenienz Slg. Adalbert Graf von Lanna, Prag, Lugt 2773, erworben 1882 Auktion H.G. Gutekunst, Stuttgart, 11.–22. Mai 1909, Los 2554, dort beschrieben als «Hauptblatt in prachtvollem Abdruck» Auktion Sotheby’s, London, 17. März 2015, Los 49, dort erworben von Slg. Nelson Blitz, Jr. und Catherine Woodard Literatur Hans Wolfgang Singer, Sammlung Lanna: das Kupferstichkabinett, Prag 1895, Kat. Nr. 7862 Die einzig in Kaltnadeltechnik ausgeführte Graphik «Die drei Kreuze» konkurriert in Anspruch und Format durchaus mit der Malerei. Rembrandt überarbeitete die Platte nach Vollendung des III. Zustandsmit einer Radikalität, die in der gesamtenGeschichte der Druckgraphik keinen Vergleich hat. Die ersten drei Zustände zeigen einen Kalvarienberg, auf dem viele Figuren in Licht getaucht und benennbar sind. Da sich die Kaltnadel schnell abnutzte, veränderte Rembrandt die Komposition im IV. Zustand grundlegend, wobei der IV. Zustand zeitlich unmittelbar auf den vorangegangenen folgte. Dieser überraschende Umstand – man hatte zuvor aufgrund des stilistisch so deutlich veränderten Erscheinungsbildes stets eine längere dazwischenliegende Pause angenommen – konnte durch die jüngere Forschung aufgrund der Wasser- zeichen der Papiere belegt werden. Rembrandt schliff die Platte weitgehend ab um sie neu zu bearbeiten. Nur die drei Kreuze selbst mit Jesus und dem Schächer zu seiner Rechten blieben erhalten. Kräftige Schraffuren tauchen im späteren Zustand den ganzen Hügel weitgehend in tiefes Dunkel. Auffallend ist auch die Hinzufügung eines Reiters, der sich auf dieMedaille Antonio Pisanellos bezieht, die das Reiterbildnis Gian Francesco Gonzagas zeigt. Rembrandts «Drei Kreuze» ist eine gewagte technische Meisterleistung, die zurecht als ein Meilenstein in der Geschichte der Druckgraphik und darüber hinaus in der Geschichte der abendländischen Kunst überhaupt gilt.
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