Auktion 289 : Graphik Alte Meister 12.9.2025

3062 Rembrandt Harmensz. van Rijn Leiden 1606–1669 Amsterdam Der Obelisk – Die Landschaft mit dem Meilenstein – Cottage and Boundary Post on the Spaarndammerdijk («L’Obelisque») Um 1650. Radierung und Kaltnadel auf Bütten. 9,2×17 cm, Blattgrösse. Hervorragender Druck mit reichem Grat und schönem Plattenton. Von einer kaum erkennbaren diagonalen Falte in der linken Blatthälfte und einemwinzigen, fachmännisch geschlossenen Randeinriss oben rechts abgesehen, hervorragend erhalten. Mit umlaufend ca. 5 mm Rand. Schätzung CHF 30000* Werkverzeichnisse  The New Hollstein (Hinterding/Rutgers) 249/II. White/Boon 227. Provenienz  Slg. G.F.K. Parthey (1798–1872), Berlin, Lugt 2014. Verkauft in der Auktion seiner Sammlung ab 12. November 1895 in Berlin bei Amsler & Ruthardt. Auktion Galerie Kornfeld, Bern, 17. Juni 2016, Los 86. Ausstellung  Bern 2020, Galerie Kornfeld, 100 Kunstwerke von um 1465 bis 2019, Galerie Kornfeld 100 Jahre in Bern, Kat. Nr. 11. Amsterdam umgab seit dem Mittelalter ein Bezirk, in dem verdächtige Personen festgenommen werden konnten und in dem sich aus der Stadt Verbannte nicht aufhalten durften. Zu Rembrandts Zeit markierten sechs Meilensteine an unterschiedlichen Stellen diesen Bereich. Rembrandt stellte in seiner Landschaftsradierung jenen bei Spieringshorn am Spaarndammerdijk dar, der dort 1624 aufgestellt worden war, nachdem sich die Stadt weiter ausgedehnt hatte. Rembrandt hielt nur den unteren Teil des Obelisken fest, der sich vor einem typischen Bauernhaus der Region erhebt. Dieses stand dort tatsächlich, wie aus zeitgenössischen Karten deutlich wird, während das weiter hinten liegende Bauernhaus und der Kirchturm Erfindungen Rembrandts sind, um die Komposition zu vervollständigen. Der Künstler gab seiner Landschaftsradierung einen nach oben hin halbrunden Abschluss, der gemeinhin bei religiösenWer- ken Verwendung fand. Damit wird die in der Hierarchie der Gattungen niedrig eingestufte Landschaft nobilitiert. Drucke des Blattes sind selten, die Platte ist früh verloren gegangen, es gibt keine Spätdrucke. Bei Nowell-Usticke ist das Blatt mit «R» aufgeführt.

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