Auktion 289 : Graphik Alte Meister 12.9.2025

3060 Rembrandt Harmensz. van Rijn Leiden 1606–1669 Amsterdam Der Engel verlässt die Familie des Tobias – The Angel Departing from the Family of Tobias 1641. Radierung auf Bütten. 10,5×15,7 cm, Blattgrösse. Sehr guter Druck. Das Blatt wohl aufgrund einer älteren Montierung leicht verbräunt, sonst gut. Mit umlaufend schmalem Rändchen. Schätzung CHF 10000 Werkverzeichnisse  The New Hollstein (Hinterding/Rutgers) 189/II (v. IX). White/ Boon 43. Provenienz  Slg. Friedrich Quiring (1886–1968 ), Lugt 1041b. Auktion Klipstein & Kornfeld, Bern, 8. Juni 1961, Los 22, dort erworben von Privatsammlung Schweiz, seither immer im selben Familienbesitz. Nachdem Tobias von seiner Reise, auf der er ein Mittel gegen die Blindheit seines Vaters gesucht hatte, in sein Elternhaus zurückgekehrt ist, verlässt ihn dort sein bisheriger Reisebegleiter. Erst in dem Augenblick, als dieser in den Himmel ent- schwebt, wird allen Anwesenden deutlich, dass es der Erzengel Raphael war, der Tobias hilfreich geleitet hatte. Rembrandt zeigt die Familie des Tobias von dem Wunder überrascht und in Anbetung versunken. Lediglich der Hund wendet sich ab, ein von Rembrandt mit viel Lebensnähe festgehaltenes Detail. Die Helligkeit um den auffah- renden Erzengel kontrastiert zumdunkleren Diesseits der Irdischen. Von demErzengel ist lediglich der Unterkörper mit den Füssen zu sehen, was gänzlich ungewöhnlich ist. Die Forschung wies darauf hin, dass sich Rembrandt an einem Holzschnitt nach einemEntwurf Marten von Heemskerks orientiert hatte (The NewHollstein 188), jedoch ist dort Raphael in seiner Gesamtheit zu sehen. Der Vergleich macht Rembrandts ingeniöse Kompositionsidee umso deutlicher. 3061 Rembrandt Harmensz. van Rijn Leiden 1606–1669 Amsterdam Der heilige Hieronymus im Zimmer – St. Jerome in a Dark Chamber 1642. Radierung, Stichel und kalte Nadel auf Büttenmit Wasserzeichen «Wappen von Amsterdam» (vgl. Hinterding, Watermarks, III, S. 32–34, zwischen den späten 1630er- und frühen 1650er-Jahren). 15,3×17,5 cm, Blattgrösse. Tiefschwarzer Druck mit kräf- tigemPlattenton im unteren Rand; in ganz ausgezeichneter Erhaltung, mit umlaufend sichtbarer Plattenkante. Schätzung CHF 15000* Werkverzeichnisse  The NewHollstein (Hinterding/Rutgers) 212/II (v. III). White/Boon 105/II (v. III). Provenienz  Slg. Hermann Weber (1817–1854), Bonn, Lugt 1383, im Auktionskatalog seiner Sammlung bei Rudolf Weigel in Leipzig vom 18. April 1856 und folgende Tage nicht nachweisbar. Slg. Dr. Friedrich A. Lieberg (1898–1977), Kassel und Buenos Aires, Lugt 1681ter, im Auktionskatalog seiner Sammlung in der Galerie Kornfeld, Bern, 21. Juni 1979, Los 48 (Zuschlagspreis Fr. 17’500.-). P. &D. Colnaghi, London (mit deren LagernummernC. 20600 undC. 26875). Auktion Galerie Kornfeld, Bern, 17. Juni 2016, Los 82. Ausstellung  Bern 1979, Galerie Kornfeld, 140 Radierungen von Rembrandt der Jahre von 1629 bis 1665, Kat. Nr. 58. Im Jahre 1642, dem Todesjahr von Saskia, schuf Rembrandt zwei Radierungen, in denen dunkle Räume dargestellt sind. Als Lichtquelle diente einmal ein Fenster (das vorliegende Blatt), einmal eine Kerze. Das vorliegende Blatt zeigt den heiligen Hieronymus in Meditation. Er wird durch seine Attribute – den schlafenden Löwen, den Totenschädel und den Kardinalshut – bestimmt. Wiederumbezog sich Rembrandt auf Dürer und schuf in Auseinandersetzung mit dessen Meisterstich von 1514 eine ganz abweichende Version des Heiligen am Arbeitstisch seines Studiolos. Bei Rembrandt steht das Kruzifix direkt vor dem Fenster, sodass es scheint, als erleuchte das auf diese Weise mit dem Gekreuzigten verknüpfte Licht den dunklen Raum des Kirchenlehrers.

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