Auktion 289 : Graphik Alte Meister 12.9.2025
3052 Metallschnitt vermutlich Oberrhein um 1465 Kalvarienberg – Christus am Kreuz, in den Ecken der Bordüre mit den Symbolen der vier Evangelisten Um 1465. Metallschnitt, die Landschaft teilweise in Punzmanier. Zeit genössisch koloriert: Rot (Kleidung der Frauen und Männer, Engel und Teufel, Teile der Bordüre), Grün (Vordergrund, einzelne Hüte, die römi- sche Fahne, Haare Christi, Teile der Bordüre), Gelb (einzelne Kleider, Rüstungen, Haare, Heiligenscheine, die drei Kreuze, Umrandung der Bilddarstellung, Teile der Bordüre). 23,7 × 17,7 cm, Metallschnitt; 28,8×20,5 cm, Blattgrösse; 31×22,2 cm, Bucheinband. Das Blatt ist noch immer auf einem zeitgenössischen hölzernen Buchdeckel mit Resten eines Ledereinbands aufgeklebt. Dadurch haben sich die Farben ausser- gewöhnlich frisch erhalten. Vereinzelt kleinere Bereibungen an der Ober- fläche, die jedoch angesichts der bewegten Darstellung kaum auffallen und bei einem Blatt dieses Alters in Kauf genommen werden können. Schätzung CHF 50000* Werkverzeichnis Schreiber, Handbuch der Holz- und Metallschnitte des 15. Jahrhunderts, Band V, Nr. 2344/b. Provenienz Slg. Otto Schäfer (1912–2000), Schweinfurt, Lugt 5881. Auktion Galerie Kornfeld, Bern, 24. Juni 1992, Los 9. Ausstellung Bern 2020, 100 Kunstwerke von um 1465 bis 2019, Galerie Kornfeld 100 Jahre in Bern, Kat. Nr. 1. Vielfigurige Kalvarienbergszenen sind im 15. Jahrhundert selten, meis- tens sind neben dem Gekreuzigten lediglich Maria und Johannes zu sehen. Die Komposition des vorliegenden Metallschnitts lehnt sich seitengleich an die Kalvarienbergdarstellung desMeisters ES (Lehrs 30) an, von dem sich lediglich vier Exemplare erhalten haben, die alle stark beschädigt oder schwach gedruckt sind. Lehrs glaubt an eine Entste- hung dieses Blattes am Anfang der mittleren Periode des Meisters ES. Nimmt man seine Geburt um 1435 an und berücksichtigt seinen Tod im Jahr 1468, dann dürfte «Der Kalvarienberg» zwischen 1455 und 1460 entstanden sein. Lehrs nennt drei Kopien von Israhel vanMeckenemund zwei gegenseitige Kopien inMetallschnitt. Der vorliegendeMetallschnitt war ihm 1910 bei Erscheinen seines Bandes über den Meister ES noch nicht bekannt. Schreiber weist auf die hohe Schnittqualität des Blattes und ebenfalls auf die Verwandtschaft mit der Darstellung des Meisters ES hin, obschon sich Abweichungen finden. So sind beispielsweise die Seelen des guten und bösen Schächers in den oberen Ecken dargestellt, die von einem Engel geleitet bzw. von einem Dämon geholt werden. Die reizvolle ornamentale Einfassung ist separat gedruckt. Sie besteht aus einer stilisierten Bandwolkenbordüre mit Medaillons der Symbole der vier Evangelisten in den Ecken. Die gleiche Einfassungsbordüre kommt auch um den Metallschnitt «Der heilige Franciscus» (Schreiber 2627) vor, dessen einzig bekanntes Exemplar in der Bibliothèque natio nale in Paris verwahrt wird.
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