Auktion 289 : Graphik Alte Meister 12.9.2025
3040 Hans Brosamer Um 1500–1552 wohl in Frankfurt am Main Von Gottes Gnaden Christoff Herzog zu Wittenberg Um 1540–1550. Holzschnitt, koloriert, auf Bütten. 40,2×29 cm, Blattgrösse. Leicht stockfleckig. Schätzung CHF 5000* Werkverzeichnis Max Geisberg/Walter L. Strauss, TheGerman Single-Leaf Woodcut 1500–1550, New York 1974, I, S. 390, Nr. 422–1 (das erwähnte Blatt). Provenienz Herzogliche Sammlung, Gotha, oben rechts mit der alten Inv. Nr. in Feder «117», 1948 oder kurz danach veräussert. Deutscher Privatbesitz. Auktion Gutekunst und Klipstein, Bern, 28. April 1955, Los 169. Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, Lugt 913b. Das Porträt ist vergleichbar mit den Fürstenbildnissen, die Geisberg Hans Brosamer zuschreibt. Bei dem Blatt handelt es sich wahrscheinlich um ein Unikat. Es fehlt in Geisbergs grossemKompendium zumdeutschen Einblattholzschnitt undwurde erst dank der Abbildung imGutekunst und Klipstein-Katalog von 1955 vonWalter Strauss im Nachdruck mit einer Unternummer aufgenommen. Oben rechts die stets auf den Gothaer Blättern zu findende Nummerierung in Tinte, hier «117». 3041 Michael Ostendorfer Um 1490 Regensburg 1559 Von Gottes Gnaden Ludovicus Pfalzgraffe beym Rhein Herzog und Churfürst in Nydern und Obern Bayern 1544. Holzschnitt, koloriert, auf Bütten mit Wasserzeichen «Schmale hohe Krone», ähnlich Briquet 4971, dort datiert mit «1538». 40,5×29,8 cm, Blattgrösse. Prachtvoller, alt kolorierter Druck in einwandfreier Erhaltung. Schätzung CHF 3000* Werkverzeichnisse Max Geisberg/Walter L. Strauss, The German Single-Leaf Woodcut 1500–1550, New York 1974, III, S. 931, Nr. 974–1. Hollstein 31. Provenienz Herzogliche Sammlung, Gotha, oben rechts mit der alten Inv. Nr. «126» in Feder, korrigiert zu «127», 1948 oder später veräussert. Deutscher Privatbesitz. Auktion Gutekunst und Klipstein, Bern, 4. Juni 1957, Los 219. Auktion Galerie Kornfeld, Bern, 22. Juni 1994, Los 111. Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, Lugt 913b. Untenmit der Adresse von Hans Guldenmundt, der als Verleger von Flugblättern und Herrscherporträts bis um 1560 in Nürnberg tätig war. Das Blatt ist aller Wahrschein- lichkeit nach ein Unikat. Es fehlt in Geisbergs grossem Kompendium zum deutschen Einblattholzschnitt undwurde erst dank der Abbildung imKatalog von Gutekunst und Klipstein aus dem Jahr 1957 vonWalter Strauss imNachdruck mit einer Unternummer aufgenommen. Oben rechts die stets auf den Gothaer Blättern zu findende Numme- rierung in Tinte, hier «127» (korrigiert aus «126»). Die hier angebotenen vier Blätter stammen aus der Sammlung des vor- mals HerzoglichenMuseums inGotha (jetzt Friedenstein StiftungGotha). Noch heute besitzt das Museum einen reichen Bestand an deutschen Flugblättern der Reformationszeit, der ausführlich publiziert ist (zuletzt: Bernd Schäfer/Ulrike Eydinger/Matthias Rekow, Fliegende Blätter. Die Sammlung der Einblattholzschnitte des 15. und 16. Jahrhunderts der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, 2 Bde., Stuttgart 2016). Obwohl ein wesentlicher Teil der allgemeinen, umfassend enzyklopä- disch aufgebauten Gothaer Graphiksammlung bereits in den Zwischen- kriegsjahren bei C.G. Boerner in Leipzig versteigert worden war, kam es auch in den Wirren der Nachkriegsjahre noch zu weiteren Verkäufen. Von der damaligen Museumsleitung in den späten 1940er-Jahren initi- iert, wurden neben anderen Kunstwerken auch Graphiken ausgeschie- den und an den Kunsthändler Kurt Müller, Inhaber der Erfurter Firma Colussi &Co., verkauft. Dieser lieferte sie dann zwischen 1955 und 1960 in unseren Berner Auktionen ein, wobei es davor schon vereinzelte Ver- käufe bei Weinmüller in München gegeben hatte und auch nach 1960 noch weitere Blätter in Bern zum Ausruf kamen (vgl. dazu demnächst den Aufsatz von Armin Kunz, «Die graphische Sammlung als Rest bestand. Die Druckgraphik-Verkäufe aus Gothaer Beständen im20. Jahr- hundert», in: Das illustrierte Flugblatt im 16. Jahrhundert. Protestantische Profilbildung amBeispiel der Gothaer Sammlung, hrsg. v. Ulrike Eydinger, Christopher Spehr und Kathrin Paasch, Göttingen 2025). Die folgenden vier Katalognummern wurden seinerzeit auf den Auktio- nen von EberhardW. Kornfeld für die eigene Sammlung erworben, wes- halb sich nun noch einmal die Gelegenheit bietet, vorzüglich erhaltene und zeitgenössisch kolorierte Rarissima des deutschen Holzschnitts aus der Zeit der Reformationskriege zu erwerben. Blätter dieser Art stellten zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine Innovation dar. Durch sie wurden Bildnisse von Herrschern, kirchlichen Würden trägern und später auch von Hauptvertretern der Reformation erstmals einer grösseren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als Flugblätter verbreitet dienten sie alsWandschmuck ebenso wie als Hoheitsausweis in Amtsstuben und waren folglich grossem Verschleiss unterworfen. In der Regel haben sie sich daher in jeweils nur wenigen Exemplaren, oft sogar nur als Unika erhalten.
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