Auktion 289 : Graphik Alte Meister 12.9.2025
3033 Albrecht Dürer 1471 Nürnberg 1528 Das Marienleben – Folge von Titelblatt und 19 Holzschnitten 1502–1511. Folge von 20 Holzschnitten, 19 Blatt mit rückseitigem Text. Blattgrösse je ca. 41×28,5 cm, letztes Blatt unten mit Impressum 42,5×29,5 cm. Die komplette, in sich homogen einheitliche Folge in durchweg sehr guten Drucken auf breitrandigen Buchbögen. Mit nur ganz geringen Altersspuren. Einige Blätter mit alter Nummerie- rung in Feder in Tinte oben rechts im Rand. Schätzung CHF 80000* Werkverzeichnisse Schoch/Mende/Scherbaum 166–185 Meder, 188–207, jeweils der II. von III Zuständen (Textausgabe von 1511) Provenienz Slg. Adalbert Freiherr von Lanna (1836–1909), Prag, Lugt 2773 Auktion Galerie Kornfeld, Bern, 14. Juni 2019, Los 42 Literatur Hans Wolfgang Singer, Sammlung Lanna, Prag, Das Kupferstichkabinett, Wissen- schaftliches Verzeichnis, Erster Band, Prag 1895. Aus Nrn. 3330–3389. Die Folge figuriert nicht im Auktionskatalog der Slg. Lanna von H. G. Gutekunst in Stuttgart im Jahre 1909. Sie blieb im Besitz von Asta Lanna und wurde erst nach 1945 in der Westschweiz verkauft. Dürer begann 1502 mit der Arbeit an seiner Folge «Das Marienleben», die 1511 voll- endet und publiziert wurde. 1505 waren bereits 17 der Holzschnitte abgeschlossen, von denen er Exemplare mit auf seine Reise nach Venedig nahm, was Marc Antonio Raimondi ermöglichte, sie als Kupferstiche zu wiederholen. Das genaue Entstehungs- datum der Blätter muss wegen fehlender Datierungsangaben weitestgehend stil kritisch rekonstruiert werden. Dabei folgt die Kunstgeschichte der Vorstellung, die zeitliche Entwicklung verlaufe von vielteiligen und komplizierten Kompositionen hin zu einfacheren Bildaufbauten mit der Positionierung der Hauptakteure im Vorder- grund. Die hohe Bedeutung der Architektur in Dürers «Marienleben» ist ein Beleg für seine Auseinandersetzungmit perspektivischen Lehren und der italienischen Kunst. Dürer versah seine Blätter mit lateinischen Versen des Benedikt Schwalbe, eines gelehrten Mönchs imNürnberger Benediktinerkloster St. Egidien, das nach 1500 ein Mittelpunkt des Humanismus war. Er hatte der Gepflogenheit der Zeit entsprechend seinen Namen in «Benedictus Chelidonius» latinisiert. Die Texte stehen in der Buch- fassung den jeweiligen Bildern gegenüber, sodass sich auf den Rückseiten der Holz- schnitte die Beschreibungen des folgenden Bildes finden. Da das Leben Mariens in der Bibel nur beiläufig geschildert wird, griffen Dürer und Chelidonius für Bild und Text auf andere Quellen zurück. Insbesondere ist das apokryphe «Protoevangelium des Jakobus» zu nennen, das dem Jünger Jakobus zugeschrieben wird, und die «Legenda aurea» des Jakobus de Voragine. Dieser hatte die Schilderung desMarien lebens im Protoevangelium erzählerisch weiter ausgeschmückt und an den Anfang seines Buches gestellt, ehe er dann zur Schilderung der Viten und Martyrien zahlrei- cher Heiliger überging. Seit langemwird «DasMarienleben» als die reifste Schöpfung unter den Holzschnittfolgen Dürers betrachtet.
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