Auktion 289 : Graphik Alte Meister 12.9.2025
3019 Lucas Cranach d.Ä. Kronach 1472–1553 Weimar Heiliger Georg, stehend in ganzer Figur mit Fahnenlanze 1506. Holzschnitt auf Bütten mit Wasserzeichen «Hohe Krone». 37,7×27,2 cm, Blattgrösse. Ganz ausgezeichneter Frühdruck. Durchweg zwar leicht gebräunt undmit Altersspuren, dafür aber gänzlich unberührt erhalten. Vereinzelte alte Tintenflecke unten rechts, kaum störend. Umlaufend auf der Einfassungslinie beschnitten. Schätzung CHF 10000* Werkverzeichnisse Hollstein 83/II (v. III). Geisberg/Strauss 597. Provenienz Slg. Peter Lely (1618–1680), London, Lugt 2092. Cranach stellt den Heiligen vor allem als monumentale Verkörperung des «miles christianus» dar. Dennoch wird die Rahmenhandlung in win- zigen, in der bewegten Landschaftszeichnung kaum wahrnehmbaren Szenen im Hintergrund recht ausführlich gemäss der «Legenda Aurea» geschildert: Rechts bindet der vomPferd gestiegene Ritter den Drachen mit dem Gürtel der Königstochter, die etwas oberhalb des Geschehens neben einem Schaf kniet. Die Lanze hat er an den Baum gelehnt, an den auch das Pferd gebunden ist. In dem sich zwischen Körper und rechtem Arm der grossen Standfigur öffnenden Durchblick erkennt man die den Drachen mit sich führende Prinzessin, während am linken Bildrand nahezu ganz imWald verborgen der Heiligemit emporgehobener Lanze weiterreitet. Georg diente zahlreichen Ritterorden als Schutzheiliger, namentlich dem von Kaiser Friedrich III. 1468/69 gestifteten Georgs-Ritterorden, dem Maximilian 1493 eine St. Georgs-Bruderschaft und 1503 eine St. Georgs- Gesellschaft angliederte. Im Jahr 1503 erliess der Kaiser angesichts der Türkengefahr einen Aufruf zum Kreuzzug. Die häufigen Georg-Darstel- lungen jener Zeit müssen im Zusammenhang dieser Wiederbelebung der Ritterordens-Idee gesehen werden. Der von Hollstein beschriebene I. Zustand, bei der die Tinktur des (linken) Kurwappens imunterenWappenfeld zu sehen ist, ist ein Unikum inMün- chen. Auch von diesem II. Zustand lassen sich kaum mehr als 9 oder 10 Exemplare nachweisen. In späteren Nachdrucken ist der obere Teil des Kurwappens gänzlich ausgebrochen. Das Exemplar ist ungewöhnlich in seiner Unberührtheit und einer bis ins 17. Jahrhundert zurückreichenden Provenienz.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ4OTU=