Auktion 289 : Graphik Alte Meister 12.9.2025

3007 Hans Baldung Grien Weyersheim um 1480–1545 Strassburg Der heilige Christophorus Um 1505/07 oder 1515. Holzschnitt auf Bütten. 12,9×10,2 cm, Blattgrösse. Ganz her- vorragender, präziser und klarer Druck. Umlaufend mit kleinem Rändchen, in tadel- loser Erhaltung. Schätzung CHF 8000 Werkverzeichnisse  Hollstein 117. Karlsruhe 1959, Nr. 50. Passavant 247 (als Dürer). Mende 10. Provenienz  Slg. Heinrich AntonCornill d’Orville (1790–1875), Frankfurt amMain, Lugt 529. Auktion H.G. Gutekunst und F.A.C. Prestel, Stuttgart, 14.–15. Mai 1900, Los 400. FürstlichWaldburgWolfegg’sches Kupferstichkabinett, Lugt 2542. Hessische Privat- sammlung. Privatbesitz Schweiz. Der Holzschnitt liegt hier in seiner Erstverwendung im Buchzusammenhang auf dem letzten Blatt der deutschen Übersetzung von Scheurls «Sendbriefen» vor, die 1515 bei Peypus in Nürnberg erschienen. Verso erkennt man die lateinische Widmung und Peypus’ Impressum und Druckermarke. Die überragende Druckqualität spricht dafür, dass es sich hier doch um die Erstverwendung des Stocks handelt, auch wenn in der Forschung aus stilistischen Gründen immer wieder für eine Datierung in die frühen Nürnberger Gesellenjahre argumentiert wurde. Auch stilistisch zeigt dieses kleine Blatt unseres Erachtens nach bereits die Merkmale von Baldungs reifem Stil und hat nicht das Aussehen eines «Dürer manqué», das den Nürnberger Arbeiten oft anhaftet. 3008 Hans Baldung Grien Weyersheim um 1480–1545 Strassburg Der heilige Hieronymus als Büsser in der Schlucht Um 1511. Holzschnitt auf Bütten mit Wasserzeichen «Kleiner Augsburger Schild mit angehängtem Buchstaben A» (ähnlich Briquet 2117ff). 22,7×16,1 cm, Blattgrösse. Bereits etwas späterer, aber auch in den dunkleren Partien noch recht klar zeichnen- der Abdruck. Die noch kleinen Randausbrüche und auch vereinzelte Wurmlöcher in der Darstellung sorgsam und unauffällig retuschiert. Abgesehen von zwei minimen und kaumwahrnehmbaren Randeinrisschen links und unten in ganz ausgezeichneter Erhaltung mit schmalem umlaufenden Rand. Schätzung CHF 12000 Werkverzeichnisse  Bartsch 35. Hollstein 118. Karlsruhe 1959, Nr. 52. Geisberg/ Strauss 106. Mende 23. Provenienz  C.G. Boerner, Düsseldorf, Neue Lagerliste 43, 1966, Nr. 29. Unbekann- ter Sammlerstempel mit Monogramm «FE», Lugt 5638. Anders als Dürer in seinem berühmten Kupferstich (s. Los 3028) zeigt Baldung den Kirchenlehrer hier nicht bei der wissenschaftlichen Arbeit in der Studierstube, sondern in der Wildnis, wohin er sich als Eremit zu Bussübungen zurückgezogen hat. Sein Begleiter ist einzig sein treuer Löwe, der friedlich bei ihm weilt. Der kniende Heilige ist umringt von baumbestandenen Felsen, wobei die Kapellemit Haus imHintergrund jedoch darauf verweist, dass die Zivilisation nicht fern ist. In der dynamisch-expres- siven Gestaltung der Landschaft erinnert die Komposition an die Werke der Künstler der Donauschule. Zeitgenössische Abdrucke von sämtlichen Graphiken Baldungs sind durchweg von grosser Seltenheit. Erstaunlicherweise sind selbst die zumeist in Augsburg ab der Mitte des 16. Jahrhunderts gedruckten Blätter nicht häufig, zumal in so schönen Exemplaren wie dem hier vorliegenden.

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