Auktion 288 : Edvard Munch - Meister der Druckgrafik 11.09.2025
819 Edvard Munch Løten 1863–1944 Oslo Im männlichen Gehirn – In the Man’s Brain 1897. Farbholzschnitt auf festem, graubraunem Velin. 37,3×56,5 cm, Druck- stock; 75,2×66,5 cm, Blattgrösse; 55,2×66,5 cm, Sichtmass. Unten rechts vom Künslter in Bleistift signiert «Edv Munch». Blatt mit leichtem Lichtrand. Blatt oben und untenmit umgeschlagenemRand. Rückseitigmit Montierungsresten. Tadellos im Druck und in farbfrischer Erhaltung. Schätzung CHF 150000* Werkverzeichnis Gerd Woll, Edvard Munch, The Complete Graphic Works, Oslo 2012, Nr. 110/b (v. d). Provenienz Slg. Hermann Friedrich, Berlin Galerie Ferdinand Möller, Berlin, dort wohl 1929 erworben von Slg. Arnold Budczies, Berlin, rückseitig mit dem Sammlerstempel. Ausstellungen Berlin 1929, Galerie Ferdinand Möller, Edvard Munch, Ausstellung alter und neuer Graphik, Gemälde Bremen 2011, Kunsthalle, EdvardMunch, Rätsel hinter der Leinwand, Kat. Nr. 27 Stavanger 2012, Art Museum, Edvard Munch, Gåten bak lerretet/Mystery Behind the Canvas Ingelheim 2022, Internationale Tage, Edvard Munch, Meisterblätter, S. 32. Edvard Munchs Holzschnitt «Im männlichen Gehirn» ist ein verstörendes und zugleich faszinierendes Werk, das die psychologische Tiefe und existenzielle Konflikthaftigkeit seiner Kunst auf eindringliche Weise zum Ausdruck bringt. Der Titel weist bereits auf ein zentrales Thema hin, das Innere, Unbewusste, ja vielleicht Zerrissene der männlichen Psyche. ImZentrumdes Holzschnitts steht einmännlicher Kopf, stilisiert, der Blick nach vorn gerichtet. Doch statt eines Gehirns ist eine weibliche Figur angelegt. Sie wirkt dominant, fast spirituell, als Symbol, Projektion oder gar Obsession. Diese Darstellung spiegelt eine zentrale Thematik in Munchs Werk wider: die konfliktreiche Beziehung zwischen Mann und Frau, geprägt von Begehren, Angst, Abhängigkeit und Schuld. Die Frau ist hier nicht nur Objekt der Begierde, sondern eine übermächtige Figur – sie «wohnt» immännlichen Gehirn, regiert das Denken, das Fühlen, vielleicht sogar das Selbstbild. Die Technik des Holzschnitts unterstreicht die expressiven, kantigen Linien und erzeugt eine rohe, ungeschönte Ästhetik. Diese Materialität passt zu Munchs psychologischem Realismus, zu seinem Wunsch, nicht das Äussere, sondern das Innere, die seelische Wahrheit, sichtbar zu machen. Der Holzschnitt entstand in einer Zeit, in der Munch sich intensiv mit Themen wie Angst, Sexualität und Wahnsinn auseinandersetzte. Seine eigenen Erfahrungen mit Liebe und Verlust, aber auch seine Angst vor emotionaler Abhängigkeit, spiegeln sich in diesem Werk deutlich wider Eines der frühen, von Lemercier in Paris gedruckten Exemplare.
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