Auktion 288 : Edvard Munch - Meister der Druckgrafik 11.09.2025
815 Edvard Munch Løten 1863–1944 Oslo Männerkopf in Frauenhaar – Man’s Head in Woman’s Hair 1896. Farbholzschnitt auf festem, bräunlichem Papier. 54,3×38,2 cm, Druck- stock; 65×49,3 cm, Blattgrösse. Unten rechts vom Künstler in Bleistift signiert «Edv. Munch». Farbfrisch und in besonders schöner Erhaltung. Schätzung CHF 125000* Werkverzeichnis GerdWoll, EdvardMunch, The Complete GraphicWorks, Oslo 2012, Nr. 89/III/2. Provenienz Slg. Prof. Dr. Curt Glaser (1879–1943), Berlin, versteigert bei Auktion Max Perl, Berlin, 19. Mai 1933, Los 1121, dort erworben von Slg. Arnold Budczies, Berlin, rückseitig mit dem Sammlerstempel. Ausstellungen Frankfurt am Main 1952, Städelsches Kunstinstitut, Edvard Munch, Graphik, Kat. Nr. 42 Florenz 1964, Palazzo Strozzi, L’Espressionismo, pittura, scultura, architettura, Kat. Nr. 32 Bremen 1970, Kunsthalle, Edvard Munch, Druckgraphik, Auswahl aus einer bremischen Privatsammlung, Kat. Nr. 46 Hamburg 2006, Kunsthalle, Edvard Munch, «… aus dem modernen Seelen leben», Kat. Nr. 217. Der Holzschnitt «Männerkopf in Frauenhaar» zählt zu den symbolisch dichtes- ten und zugleich verstörendstenWerken in EdvardMunchs druckgraphischem Œuvre. In der Darstellung schmiegt sich ein männlicher Kopf in ein wogendes Feld aus offenem Frauenhaar, das das Bildfeld dominiert. Der Mann scheint darin gefangen, umhüllt, fast erdrückt. Die ikonologische Verwendung von Haar als Symbol weiblicher Sexualität und Macht knüpft an ältere Bildtraditionen an, etwa an die biblische Figur Delilah oder an die Femme fatale imFin de Siècle. Das Haar ist hier nicht nur Ornament, sondern aktive Kraft. Es hält, fesselt und scheint zu verschlingen. Der Mann wirkt dabei zugleich erlöst und verloren. In seinempassiven Ausdruck liegt ein Moment der Hingabe. Technisch zeigt «Männerkopf in Frauenhaar» Munchs innovativen Umgangmit dem Holzschnitt. Das Motiv wurde in separaten Platten geschnitten – eine für den Kopf, eine für das Haar – und in verschiedenen Farbvarianten gedruckt. DieseMethode erlaubte esMunch, mit Farbkontrasten undOberflächenstruktur zu experimentieren. Die Maserung des Holzes tritt deutlich hervor und verleiht der Fläche eine bewegte Textur, die das Haar gleichsam lebendig macht. Dieses Bildwird zu einemexistenziellenGleichnis. Der Mensch, hineingezogen in das Andere, verliert sich in der Liebe, im Begehren, im Bild. Es ist eines der radikalstenWerkeMunchs, in demBegehren, Nähe und Selbstverlust untrenn- bar ineinandergreifen. In mehreren Farben bei Lassally in Berlin gedruckt, der Männerkopf ohne Tonplatte hinterlegt. Es wurde eine gütliche Einigung mit den Erben nach Curt Glaser, vertreten durch die Berliner Kanzlei «S+NRechtsanwälte», getroffen. Der aktuelle Verkauf erfolgt mit dem Einverständnis der Erben nach Curt Glaser und ist daher frei von jeglichen Ansprüchen. Die gütliche Einigungwurde in der Lost Art-Daten- bank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste vermerkt.
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