Auktion 288 : Edvard Munch - Meister der Druckgrafik 11.09.2025
813 Edvard Munch Løten 1863–1944 Oslo Meer der Liebe – On the Waves of Love 1896. Lithographie auf Japan-Bütten. 31,5×42 cm, Darstellung; 43,4×59,5 cm, Blattgrösse. Unten rechts vom Künstler in Bleistift signiert «Edv Munch». Mit Stockflecken und rückseitigen Spuren einer alten Montierung. Schöner Druck in guter Erhaltung. Schätzung CHF 100000* Werkverzeichnis Gerd Woll, Edvard Munch, The Complete Graphic Works, Oslo 2012, Nr. 81/V. Provenienz Slg. August Pape, Lübeck (1857–1922), dort 1916 erworben von Slg. Heinrich Stinnes (1867–1932), Köln, mit dem Sammlerstempel Lugt 4436. Aus dem Nachlass Stinnes von Carl Meder & Co, Berlin, 1933–1936 vermittelt an Slg. Arnold Budczies, Berlin, rückseitig mit dem Sammlerstempel. Ausstellungen Frankfurt amMain 1952, Städelsches Kunstinstitut, Edvard Munch, Graphik, Kat. Nr. 36. Florenz 1964, Palazzo Strozzi, L’Espressionismo, pittura, scultura, architettura, Kat. Nr. 25. Bremen 1970, Kunsthalle, Edvard Munch, Druckgraphik, Auswahl aus einer bremischen Privatsammlung, Kat. Nr. 41. Ingelheim 2022, Inter nationale Tage, Edvard Munch, Meisterblätter, S. 38. Edvard Munchs Lithographie «Meer der Liebe» ist eine zugleich poetische wie spannungsvoll aufgeladene Darstellung von Liebe, Begehren und existenzieller Verschmelzung. In der Szene liegen ein Mann und eine Frau eng umschlungen auf einer Wasserfläche, ihr Körperkontakt ist innig, beinahe traumhaft. Der Hintergrund der Darstellung bleibt undefiniert, ein dunkler, fliessender Raum, in dem Wellenlinien und abstrakte Strömungen dominieren. Die Grenzen zwischen den Körpern und der Umgebung scheinen sich aufzulö- sen, das Liebespaar treibt buchstäblich auf demMeer der Gefühle. Das Motiv entstammt der symbolistischen Bildsprache, die Munch abMitte der 1890er-Jahre intensiv entwickelte. Liebe erscheint hier nicht als idealisierte Vereinigung, sondern als psychisch wie körper- lich aufgeladener Zustand zwischen Hingabe und Auslöschung. Die völlige Nähe der Figuren zueinander und ihre Ruhe inmitten einer unruhigen Umgebung sind mehrdeutig. Ist dies ein Moment der Erfüllung oder bereits der Beginn des Untergangs im Anderen? Drucktechnisch nutzt Munch die Möglichkeiten der Lithographie virtuos. Die fliessenden Linien und weichen Übergänge verleihen demBlatt eine beinahe musikalische Rhythmik. Die Figuren schei- nen aus dem Schwarz herauszuwachsen; sie wirken nicht wie gezeichnet, sondern werden allmählich sichtbar. Es ist dieser Über- gang zwischen FormundAuflösung, der demWerk seinebesondere Spannung verleiht. Gedruckt von Auguste Clot in Paris.
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