Auktion 288 : Edvard Munch - Meister der Druckgrafik 11.09.2025

783 Edvard Munch Løten 1863–1944 Oslo Die Hände – The Hands 1895. Kreidelithographie auf festemKupferdruckpapier. 48,5×29 cm, Darstel- lung; 53,7×43,1 cm, Blattgrösse. Unten rechts vom Künstler in Bleistift signiert «E Munch». Rechts ein hinterlegter Einriss. In der Mitte links, im Rock der Frau, mit einem Kratzer. Minimer Lichtrand und Verfärbungen an den Blatträndern. Schätzung CHF 175000* Werkverzeichnis Gerd Woll, Edvard Munch, The Complete Graphic Works, Oslo 2012, Nr. 42. Provenienz Slg. Carl Sachs (1868–1943), Breslau, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 634a, versteigert bei Auktion C.G. Boerner, Leipzig, (Sammlung Carl Sachs), 6. November 1931, Los 240, dort erworben von Slg. Arnold Budczies, Berlin, rückseitig mit dem Sammlerstempel. Ausstellungen Bremen 1970, Kunsthalle, Edvard Munch, Druckgraphik, Auswahl aus einer bremischen Privatsammlung, Kat. Nr. 26 Ingelheim 2022, Internationale Tage, Edvard Munch, Meisterblätter, S. 121. Die Lithographie «Die Hände» gehört zu Edvard Munchs symbolträchtigsten und zugleich rätselhaftesten frühen Druckgraphiken. In der stark reduzierten, beinahe abstrakten Komposition erscheinen wohl über zwanzig Hände und Arme, die sich gegen eine in der Mitte stehenden Frau richten. Manche schei- nen zu zeigen, andere versuchen zu greifen. Die Reduktion auf dasWesentliche ist typisch für Munchs Umgang mit der Druckgraphik als Ausdrucksmedium. Die Lithographie lässt Raum für Projektion: Sie ist keine Illustration, sondern ein Spiegel seelischer Zustände. Die Frau im Zentrum wird zum begehrten und begehrenswerten Objekt, zur Femme fatale, die das Geschehen dominiert. Die Lithographie entstand während einer produktiven Zeit, in der Munch sich intensiv mit Drucktechniken und der Symbolsprache des Fin de Siècle aus­ einandersetzte. Technisch zeichnet sich die Lithographie durch eine klare Schwarz-Weiss-Führung aus. Die Linien sind kräftig, aber nicht ornamental; die Komposition wirkt fast modernistisch. «Die Hände» ist ein bemerkenswertes Beispiel für Munchs Fähigkeit, existen- zielle Themen in knapper, symbolisch aufgeladener Form zu behandeln. Gedruckt wurde das bestechende und sehr seltene Blatt von der A. Liebmann Buch u. Steindruckerei in Berlin.

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