Auktion 287 : Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts 11.09.2025

291 Paul Gauguin Paris 1848–1903 Hiva-Hoa (Marquesas) Te Atua – Les Dieux – The Gods Paris, Winter 1893/1894. Farbholzschnitt auf festemJapan. 20,4×35,5 cm, Druckstock; 24,8×39,9 cm, Blattgrösse. Das Papier mit Atelierspuren und minimen Abreibungen an den Rändern, ein hinterlegter Einriss an der oberen Blattkante, ein Fleck an der Unterkante. In insgesamt guter Druckqualität und Erhaltung. Schätzung CHF 50000* Werkverzeichnis  Mongan/Kornfeld/Joachim 17/III/C (v. D). Provenienz  Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammler­ stempel, Lugt 913b. Ausstellungen  Basel/Hovikodden 1975/1977, Kunstmuseum/Henie- Onstad Kunstsenter, Meisterwerke der Graphik von 1800 bis zur Gegenwart, Kat. Nr. 96. Salzburg/Winterthur 1984/1985, Rupertinum/ Kunstmuseum, Von Goya bis Warhol, Meisterwerke der Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts aus einer Schweizer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld], Kat. Nr. 94. Ingelheim 1997, Altes Rathaus, Ursprung und Vision – Paul Gauguin, Emil Nolde und die Kunst der Südsee, Kat. Nr. 8. Martigny 1998, Fondation PierreGianadda, Gauguin, Kat. Nr. 99. Köln 1999/2000, Museum Ludwig, Kunstwelten im Dialog, VonGauguin zur globalenGegenwart, Kat. Nr. 142. Brescia 2005/2006, Museo di Santa Giulia, Gauguin/Van Gogh, L’avventura del colore nuovo, Kat. Nr. 133. Rom 2007/2008, Complesso del Vittoriano, Paul Gauguin, Artist of Myth and Dream, Kat. Nr. 83. Im August 1893 kam Paul Gauguin von seiner ersten Tahiti-Reise nach Paris zurück und plante seine Erlebnisse in einem Buch festzuhalten. In einem Brief an seine Frau vom Oktober 1893 schrieb er: «Je prépare en outre un livre sur Tahiti et qui sera très utile pour faire comprendre ma peinture. Que de travail.» Im Austausch mit dem Schriftsteller Charles Morice arbeitete er im Winter 1893/1894 an den Texten, die unter dem Titel «Noa Noa» erscheinen sollten, dazu schuf er eine Reihe von zehn Holzschnitten, in denen er seine Eindrücke künstlerisch festhielt, alle im gleichen Format geschaffen. Von dieser Reihe, die als Vorzugsausgabe geplant war, zogGauguin einzelne Probedrucke selbst ab, übergab den Druck der Auflage, die ursprünglich auf 25 bis 30 Exemplare limitiert war, jedoch seinem Künstlerfreund Louis Roy. Das geplante Buch wurde in dieser Form nie realisiert, bekannt ist jedoch das Manuskript «Noa Noa. Voyage de Tahiti», das sich heute im Louvre in Paris befindet. «Te Atua» ist eines von drei Blättern der Folge, die im Querformat geschaffen worden sind. Gedruckt wurde das vorliegende Blatt laut den Autoren desWerkverzeichnisses vermutlich von Louis Roy und Paul Gauguin, mit einer Farbplatte in sattem Ocker und einer darüber platzierten Platte in Schwarz, die die Figur in der Mitte wie von hinten erleuchtet erscheinen lassen. Calvin Brown legt in einem Aufsatz von 2010 dar, dass die dargestellten Götter wohl auf mehrere Skulpturen von Gauguin zurückgehen. Die zentrale Figur erinnert an eine traditio- nelle Buddha-Statue und basiert auf Gauguins «Idole à la perle» von 1892 (Gray 94), die Figuren links sind abgeleitet von Idolen der Mond- göttin «Hina and Te Fatu» (Gray 96). Ganz rechts ist noch eine weitere Hina-Figur mit zwei Begleitern zu erkennen, die ihrerseits auf eine weitere Skulptur Gauguins aus dem Jahre 1892 zurückgeht. Gauguin versammelt in dieser Darstellung eine Auswahl der übernatürlichen Mächte Polynesiens.

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ4OTU=