Auktion 286 : 100 Ausgewählte Kunstwerke 12.09.2025
1920. Rohrfederzeichnung in Tusche auf festem Velin. 46×58,8 cm. Unten rechts vomKünstler in Bleistift signiert «Grosz». Unten in der Mitte von fremder Hand bezeichnet «Konzert Café». Blatt mit minimem Lichtrand und einzelnen Knicken. In sehr guter Erhaltung. Schätzung CHF 75000 * Werkverzeichnis Echtheitsbestätigung von Ralph Jentsch, datiert vom 15. Mai 2025, liegt vor. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen Provenienz Künstleratelier, Berlin, 1920 Privatsammlung Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Literatur Jsrael Ber Neumanns, J. B. Neumanns, Bilderhefte, Heft 4, Berlin 1922, S. 46, dort betitelt «Im Caféhaus» Ausstellungen Bern 1989, Kunstmuseum, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld], Kat. Nr. 153 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 90, dort betitelt «Konzert-Café» Dargestellt ist das Innere eines Berliner Cafés zu Beginn der Weimarer Repu- blik. Die anwesenden Gäste sind ältere Männer. Die meisten Personen sitzen an kleinen Kaffeehaustischen. Ihre Blicke sind in den Raumgerichtet. Einer der Herren raucht eine Zigarre und ein anderer sitzt vor seinem leeren Glas. Zwei Mannsbilder, mit ihren Rücken zumBetrachter, unterhalten sichmit zusammen- gesteckten Köpfen offenbar über vertrauliche Dinge. Niemand schenkt dem musikalischen Quartett auf der Bühne Beachtung. Das Desinteresse des Pub- likums scheint die Musiker jedoch nicht zu stören. Der ältere Kellner mit dem kantigen Gesicht links in der Zeichnung wartet auf seinen Einsatz. Die Gäste konsumieren wenig; die wachsende Arbeitslosigkeit und die unsicheren Zeiten drücken auf die Stimmung der Menschen. So sitzen die meisten Besucher an ihren leeren Tischen. Die pyramidal in die Höhe gestaffelte, ins Wanken geratene Perspektive in unserer Kaffeehausdarstellung und die physische Isolation der Menschen weisen auf die labilen sozio-ökonomischen Verhältnisse und die belastete Atmosphäre der Zwischenkriegsjahre hin. Grosz charakterisiert dieMenschen seiner Umgebung stets unschön. Er überzeichnet sie auf seine typische und eindringliche Art. 134 George Grosz 1893 Berlin 1959 Im Caféhaus
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