Auktion 286 : 100 Ausgewählte Kunstwerke 12.09.2025
Um 1879. Monotypie auf dünnem China, auf Unterlage aufgelegt. 16,1×11,9 cm, Plattenkante; 18,9/19,3×16,7/16,3 cm, Blattgrösse. Das hauchdünne China mit leichten Flecken, mit der linken Seite auf Velin-Unterlage montiert. Das cremefarbene Velin um das Monotypie-Blatt leicht aufgehellt. Der Druck insgesamt in sehr schöner Erhaltung. Schätzung CHF 100000 * Werkverzeichnisse Eugenia Parry Janis, DegasMonotypes, Essay, Catalogue &Check- list, Cambridge 1968, Nr. 113 Jean Adhémar/FrançoiseCachin, Edgar Degas, Gravures et Mono- types, Paris 1973, Nr. 124 Provenienz Auktion Galerie Manzi-Joyant, Paris, 22.–23. November 1918, Estampes par Edgar Degas, aus Los 220 oder 221, rückseitig auf der Unterlage mit dem Stempel der Vente Degas, Lugt 657, dort erworben von Ambroise Vollard, Paris Slg. Edmée Maus (1905–1971), Genf Edwin Engelberts, Genf, und Jean Hugues, Galerie Le Point Cardinale, Paris, verkauft an der Auktion Kornfeld und Klipstein, Bern, 20. Juni 1973, Los 149, dort erworben von Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig auf der Unterlage mit dem Sammlerstempel, Lugt 913b Literatur Guy deMaupassant, LaMaison Tellier, Illustrations d’Edgar Degas, Paris, Ambroise Vollard Éditeur, 1934, Abb. vis-à-vis S. 44 Eros, VolumeOne, Number One, Spring 1962, NewYork 1962, Abb. S. 69 Anthony Griffiths, Degas’ Monotypes, in: Degas Monotypes, Lon- don 1985, S. 6–13 Ausstellungen Paris 1984, Centre culturel duMarais, Degas, Lemodelé et l’espace, Nr. 283, dort betitelt «Femme à sa toilette» Bern 1989, Kunstmuseum, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. EberhardW. Kornfeld], Kat. Nr. 13 Martigny 1993, Fondation Pierre Gianadda, Degas, Kat. Nr. 103 Kopenhagen 1994, Ordrupgaardsamlingen, Degas intime, Kat. Nr. 51 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Giacometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 5 Tübingen 2005, Kunsthalle, Bordell und Boudoir, Schauplätze der Moderne, Cézanne, Degas, Toulouse-Lautrec, Picasso, Kat. Nr. 53 Baden/Vevey 2006, Museum Langmatt/Musée Jenisch, Renoir, Cézanne, Picasso und ihr Galerist Ambroise Vollard, Abb. S. 49 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 11 Baden 2011, Museum Langmatt, Baden, S. 62 Boston/Paris 2011/2012, Museum of Fine Arts/Musée d’Orsay, Degas et le nu, Kat. Nr. 107 Karlsruhe 2014/2015, Staatliche Kunsthalle, Edgar Degas, Klassik und Experiment, Kat. Nr. 123 NewYork 2016, TheMuseumof ModernArt, Edgar Degas: AStrange New Beauty, Kat. Nr. 95 Degas’ Œuvre an Radierungen und Lithographien ist mit über 60 Arbeiten überschaubar, die Monotypien spielen jedoch eine bedeutende Rolle in seinemWerk. Gesamthaft hat Degas wohl ca. 400 Abzüge geschaffen, wovon 262 allein in der «Vente Degas» von 1918 figurierten, vgl. Los 118. Anlässlich der Ausstellung im Fogg Art Museum in Cambridge, die dieser Technik gewidmet war, konnte Eugenia Parry Janis 321 Drucke aufführen. Anthony Griffiths schreibt in seinem 1985 erschienenen Aufsatz, dass es mit Aus- nahme von Giovanni Battista Castiglione (1609–1664) undWilliam Blake (1757–1827) kaum Künstler vor 1870 gab, die Monotypien schufen. Degas führte die Technik der Monotypie zu einem neuen Höhe- punkt. So existieren Drucke von einer Positivzeichnung, das heisst, der Künstler trug die Linien oder Lavierungenmit demPinsel direkt auf die Platte auf. Die Formen entstanden durch die Bearbeitung mit einem Pinselstiel oder den Borsten, durch Verschmieren mit einem Lappen oder durch Tupfen mit dem Daumen oder den Fin- gern. Bei Drucken von einer Negativzeichnung hingegen wird die Platte zuerst mit einer gleichmässigen Farbschicht bedeckt. Das Motiv entsteht durch teilweises oder vollständiges Entfernen der Farbe mit Lappen, feinen oder groben Spitzen oder dem Finger. Beide Techniken können kombiniert werden. Ihnen gemeinsam ist, dass jeweils nur ein guter Abzug auf Papier möglich ist. Ein zweiter Abzug ist nicht mehr so satt wie der erste, weshalbMonotypien wie Unikate zu betrachten sind. Die ersten Monotypien Degas’ stammen aus der Zeit um 1875 und thematisieren die Welt des «Café-Concert» und des Theaters. Es folgen die Blätter aus den «Maisons closes», die «Danseuses» sowie die zwischen 1878 und 1890 entstandenen «Femmes à leur toilette», zu denen unser Exemplar gezählt werden kann. Die Figuren werden in intimen Szenen dargestellt: beim sichWaschen, sich Abtrocknen oder sich Kämmen. Die Betrachtenden werden zu voyeuristischen Augenzeugen dieser Handlungen. Erwähnenswert ist die Proveni- enz und Rezeption unseres Blattes: Ambroise Vollard kaufte an der «Vente Degas» 1918 eine Gruppe von Degas’ Monotypien und verwendete einzelne Sujets für ein Buchprojekt im Jahr 1934: Er illustrierte Guy de Maupassants erotischen Roman «La Maison Tellier» mit 35 Monotypien des Künstlers, die nach den Original- vorlagen als Holzschnitt oder als Tiefdruck reproduziert wurden. Zu erwähnen ist, dass Degas diese Blätter nicht als Illustrationen zu diesem Roman konzipiert hatte. Die vorliegende Monotypie stammt laut der Beschreibung im Auktionskatalog von 1973 von einem gebundenen Exemplar, einem «exemplaire truffé» von «La Maison Tellier», und ist von grosser Besonderheit. 119 Edgar Degas 1834 Paris 1917 Femme nue s’essuyant la figure
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