Auktion 286 : 100 Ausgewählte Kunstwerke 12.09.2025

Um 1983. Textil, Latex, Draht, Perlmutt und Glas. 63×73 cm. Tadellos in der Erhaltung. Schätzung CHF 75000 * Provenienz Slg. Boé G. Nagel, Winterthur Nachlass Boé G. Nagel, Winterthur, dort erworben von Schweizer Privatbesitz In Heidi BuchersŒuvre nimmt die Libelle eine zentrale, immer wiederkehrende Rolle ein. Die achtteilige Collagenserie «Der Schlüpfakt der Parkettlibelle» aus dem Jahr 1981 veranschaulicht dies auf eindrückliche Weise. In einem undatiertenManifest mit demTitel «Parkettlibelle» beschreibt Bucher den sym- bolischenGehalt des Insekts als Sinnbild für Befreiung undWandlung: Für ihren «Emanzipationsflug» müsse sich die Libelle, so schreibt sie, «mit Energie und Gewalt abheben und abhäuten (ablarven)». Weiter heisst es dort: «Die Metamorphose ist im Schlüpfakt abgeschlossen, denn er symbolisiert den Durchbruch. Mit der grünlichen Flüssigkeit dehnen sich neben Kopf, Thorax und Beinen auch die Flügel aus und werden trans­ parent. Die ganze Libelle streckt sich dabei. Die Exuvie fällt ab und bleibt zurück, überall verstreut in den Sümpfen.». Buchers poetisch-dichte Sprache verleiht dem naturhaften Vorgang eine existentielle Dimension: Die Häutung als Akt der Wandlung hinterlässt sichtbare Spuren – körperlich wie geistig – ein zentrales Motiv in ihrem künstlerischen Schaffen, das stets auf Prozesse der Befreiung, Transformation und Erinnerung verweist. Gemäss Mayo Bucher, dem Sohn der Künstlerin, ist das Werk um 1983 ent- standen. 108 Heidi Bucher Winterthur 1926–1993 Brunnen Libelle (Dragonfly)

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ4OTU=