Auktion 285 : Ausgewählte Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025

Paris, 1939. Aquatinta und Schabeisen auf Kupfer, auf Montval-Bütten mit Wasserzeichen. 66,3×51,3 cm, Plattenkante; 77×56,7 cm, Blattgrösse. Unten rechts vom Künstler in Bleistift bezeichnet «I» für den ersten Zustand. Mit einer leichten Knickfalte in der unteren rechten Ecke. Die Rückseite teilweise gebräunt und mit Spuren einer alter Montierung. In sehr gutem Erhaltungszustand Schätzung CHF 450000 * Werkverzeichnisse Brigitte Baer, Picasso, peintre-graveur, catalogue raisonné de l’œuvre gravé et des monotypes 1935–1945, Bd. III, Bern 1984, Nr. 646/I (v. V/C), eines der zwei dort erwähnten Exemplare Georges Bloch, Pablo Picasso, Katalog des graphischen Werkes 1904–1967, Bd. I, Bern 1971, vgl. Nr. 310 Provenienz Atelier Lacourière, Paris, dort erworben von Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Ausstellungen Bern 1982, Galerie Kornfeld, Pablo Picasso, Graphische Werke 1904–1972, Kat. Nr. 216 Köln 1988, Museum Ludwig, Picasso im Zweiten Weltkrieg 1939 bis 1945, Kat. Nr. 61 Freiburg 1994, Musée d’art et d’histoire, Pablo Picasso, Gravures et lithogra- phies, Kat. Nr. 166 San Francisco/New York 1998/1999, California Palace of the Legion of Honor/ Solomon R. Guggenheim Museum, Picasso and the War Years, 1937–1945, Kat. Nr. 25 Bern 2001/2002, Kunstmuseum, Picasso und die Schweiz, Kat. Nr. 129a Die Beziehung zwischen Dora Maar und Pablo Picasso zählt zu den turbulen- testen Liebesgeschichten in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Maar, die als surrealistische Fotografin arbeitete, lernte Picasso 1935/1936 in Paris kennen. Er war fasziniert von ihrem starkemSelbstbewusstsein und ihrer beeindrucken- den Präsenz. Sie wurde seine ständige Begleiterin und dokumentierte unter anderem die Entstehung seines epochalen Gemäldes «Guernica» zum Spani- schen Bürgerkrieg. Nach dem langen und blutigen Krieg suchte Picasso 1939 in seiner unmittelbaren Umgebung nach Inspiration. Es entstanden viele Still- leben, doch sein Hauptmotiv wurde seine neueMuse DoraMaar. Er porträtierte sie in den meisten künstlerischen Medien: Malerei, Zeichnung, Skulptur und Druckgraphik. Die Partnerschaft dauerte fast ein Jahrzehnt und war geprägt von intellektuel- lem Austausch und intensiver Leidenschaft. Maars Einfluss auf Picasso in die- sen Jahren führte zu einigen seiner ikonischsten und gewagtesten Porträts – darunter auch die Aquatinta «La femme au tambourin». Das Blatt ist in einer ähnlichen Tonalität und Nuancierung wie «Guernica» aus- geführt. Die Arbeit in Schwarz-, Weiss- undGrautönen ermöglichte es Picasso, einen malerischen Aspekt in die Druckgraphik zu bringen. Meisterhaft gelingt es ihm, Licht und Ausdruck besonders hervorzuheben. Die Aquatinta gewährt einen Einblick in Picassos Privatleben, öffnet in der Art der Umsetzung aber auch ein Fenster auf das aktuelleWeltgeschehen. Vor der endgültigen Version, demV. Zustand, entstanden bei Roger Lacourière in Paris vier Druckzustände, mit denen sich der Künstler an die finale Version herantastete. Das hier ange- botene Blatt ist äusserst selten, denn es sind bloss zwei Exemplare bekannt. Von den vorbereitenden Druckzuständen I bis IV ist es das einzige, das sich noch in Privatbesitz befindet, alle anderen Zustandsdrucke befinden sich im Musée Picasso in Paris. 92 Pablo Picasso Málaga 1881–1973 Mougins La femme au tambourin

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