Auktion 285 : Ausgewählte Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025
1919. Aquarell über Federzeichnung in Tusche, auf festemVelin. 43,7×30,4 cm. Unten rechts vomKünstler in Tusche signiert und datiert «Grosz 19», rückseitig in Bleistift eigenhändig bezeichnet «Aquarell/Deutsches Lied und deutscher Wein/Grosz». Blatt leicht stockfleckig und mit leichtem Lichtrand. Rückseitig mit Resten einer alten Museumsmontierung Schätzung CHF 150000 * Werkverzeichnis Echtheitsbestätigung von Ralph Jentsch, datiert vom 15. Mai 2025, liegt vor. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindlicheWerkverzeichnis aufgenom- men Provenienz Künstleratelier, Berlin, 1919 Internationaler Privatbesitz Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Literatur Sabine Rewald, George Grosz in Berlin, The Relentless Eye, New York 2022, Kat. Nr. 29 Ausstellungen Bern 1989, Kunstmuseum, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld], Kat. Nr. 151 London 1997, Royal Academy of Arts, The Berlin of George Grosz, Kat. Nr. 76 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Gia- cometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 56 Madrid 2005/2006, Fundación Colección Thyssen-Bornemisza, Mimesis, Modern Realism, Kat. Nr. 65 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 87 Stuttgart 2022, Staatsgalerie, Glitzer und Gift der Zwanzigerjahre, George Grosz in Berlin Wie der rückseitige Text des Künstlers bereits erahnen lässt, bezieht sich der Titel auf das «Deutschlandlied», das auch als «Lied der Deutschen» bekannt ist. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben komponierte es bereits 1841 auf der damaligen britischen Kronkolonie Helgoland. Basierend auf Joseph HaydnsMelodie der Kaiserhymne «Gott erhalte Franz, den Kaiser» war das Lied lange Zeit nur eines von zahlreichen Liedern der Nationalbewegung. Erst in der Weimarer Republik wurde es zur offiziellen Nationalhymne Deutschlands ernannt, doch bereits imErstenWeltkrieg hatte es grössere Bedeutung erlangt. So wurde eine Gefechtsmeldung vom November 1914, laut der Soldaten das Lied bei einem Stellungsscharmützel spontan angestimmt hätten, von der Obersten Heeresleitung in der Presse propagandistisch ausgeschlachtet. Die zweite Strophe beginnt mit den Worten «Deutsche Frauen, deutsche Treue, deutscher Wein und deutscher Sang». GeorgeGrosz nimmt dieses Thema zum Anlass karikaturhaft eine Kneipenszene mit drei Gestalten zu zeichnen: Im Vordergrund sieht man einen uniformiertenGlatzkopf, der zwei Männern in Zivil imHintergrund zuzuprosten scheint. Bekanntlich hasste Grosz alles Deutsche. Prostet der Offizier auf den vermeintlich sicher geglaubten Sieg? Oder auf die Niederlage? Sabine Rewald vermutet, dass Grosz mit dem Titel «einen starken Kontrast zwischen patriotischenGefühlen und den drei (…) dargestellten absto- ssenden Figuren» schaffen wollte. 81 George Grosz 1893 Berlin 1959 Deutsches Lied und deutscher Wein
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