Auktion 285 : Ausgewählte Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025
1927. Werknummer 1927.236 (X 6). Aquarell auf Kreidegrundierung auf Velin, auf einen Büttenbogen aufgezogen, auf Karton montiert. 26,3×32,9 cm, Darstellung; 41,6×56,5 cm, Unterlagekarton. Oben rechts vom Künstler in Tinte signiert «Klee», unten links auf dem Unterlagekarton in Tusche bezeichnet mit der Werknummer «1927 X.6», unten rechts betitelt «Landschaft mit Agaven», unten links auf dem Unterlagekarton in Bleistift nummeriert «V». Im oberen Rand mittig ausserhalb der Darstellungmit Leimresten. Bütten und Unter- lage gebräunt, mit Lichtrand und Atelierspuren. Der Unterlagekar- ton rückseitig mit Spuren einer alten Montierung. Frisch in den Farben und in sehr schöner Erhaltung Schätzung CHF 275000 * Werkverzeichnis Stiftung Paul Klee, Catalogue raisonné, Bd. 5, Werke 1927–1930, Bern 2001, Nr. 4450 Provenienz Slg. Rudolf Ibach, Barmen (bis 1940) Slg. Lilli Ibach-Wolters, Barmen/Essen (ab 1940) Slg. Otto und Etta Stangl-Ibach, München (ab 1971/1972) Dauerleihgabe Von der Heydt-Museum, Wuppertal (1992–2010) Dauerleihgabe Franz Marc Museum, Kochel am See (2010–2013) AuktionGalerie Kornfeld, Bern, 20. Juni 2014, Los 79, dort erworben von Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig auf der Unterlage mit dem Sammlerstempel, Lugt 913b Literatur John Anthony Thwaites, The Bauhaus Painters and the New Style- Epoch, in: The Art Quarterly, 14. Jg., Heft 1, Detroit 1951, S. 20 Katharina Bütikofer, Stefan Frey, Katharina Nyffenegger, Zum Bei- spiel: Paul Klee, Wir entdecken Kunst, Solothurn 1992, S. 105 Antje Birthälmer, Paul Klee, Ausstellung im Rudolf Ibach-Raum, in: Von der Heydt-Museum, Kunst und Museumsverein Wuppertal 91/92, Wuppertal 1994, Abb. S. 19 Kunst- und Museumsverein Wuppertal (Hrsg.), 31 x Klee, 31 Bilder von Paul Klee, Wuppertal 1994, S. 71 Werner J. Schweiger, Rudolf Ibach, Mäzen, Förderer und Sammler der Moderne, 1837–1940, Wien/Wuppertal 1994, Abb. S. 85 Margot Scharpenberg, Paul Klee: Landschaft mit Agaven, in: 31 Bilder von Paul Klee, Wuppertal 1994, Abb. S. 71 Cathrin Klingsöhr-Leroy (Hrsg.), Franz Marc Museum, Werke, Köln 2008, Abb. S. 235 Ausstellungen Düsseldorf 1930, Galerie Alfred Flechtheim, Paul Klee, Kat. Nr. 116 Saarbrücken 1930, Staatliches Museum, Paul Klee, Kat. Nr. 78 Düsseldorf 1931, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in Verbindungmit der Galerie Alfred Flechtheim, Paul Klee, Kat. Nr. 183 Krefeld 1946–1947, Kaiser Wilhelm Museum, Expressionismus, Kat. Nr. 84 Köln 1947, Kölnischer Kunstverein, Von Nolde bis Klee, Kat. Nr. 58 Braunschweig 1947, Galerie Otto Ralfs, Paul Klee, Kat. Nr. 27 München 1948, Galerie Otto Stangl, Paul Klee, Kat. Nr. 40 München/Düsseldorf 1950, Haus der Kunst/Kunstmuseum, Die Maler am Bauhaus, Kat. Nr. 172 Wuppertal 1956, Kunst- undMuseumsvereinWuppertal, Paul Klee 1879–1940, Kat. Nr. 43 Wuppertal 2008, Von der Heydt-Museum, Der expressionistische Impuls, Meisterwerke ausWuppertals grossen Privatsammlungen, S. 319 Kochel am See 2008/2009, Franz Marc Museum, Eröffnungsaus- stellung des Franz Marc Museums, Abb. S. 235 Kochel am See 2011, Franz Marc Museum, Die Konstruktion des Geheimnisses, ohne Kat. «Landschaft mit Agaven» ist ein charakteristisches Werk von Paul Klee aus seiner späten Bauhaus-Zeit. In diesem Bild verbindet er Naturbeobachtung, formale Abstraktion und farbliche Sensibilität auf besondere Weise miteinander. In den Sommermonaten 1927 reiste Klee auf die Insel Porquerolles im Süden Frankreichs und nach Korsika. Er zeichnete nur wenig und genoss vor allem das warme Klima und das gute Essen. Zurück im Atelier machte er die südländischen Erlebnisse aber sofort zum Thema. Das hier ange- botene Blatt zeigt eine stilisierte Landschaft – es könnte sich um Porquerolles oder Korsika handeln, in der Agaven in einem subtilen Blauton gemalt wie Ankerpunkte fungieren. Sie gliedern die sonst in Gelb- und Rottönen gehaltene Komposition treppenartig in ein rhythmisches Gefüge aus Linie, Farbe und Fläche. Die Landschaft ist nicht naturalistisch, sondern geometrisch stili- siert dargestellt. Es ist ein imaginärer Ort, geprägt vonmediterranen Farben und einer sanften Lichtstimmung. Die Farbauswahl ist typisch für Klees mittlere Werkphase und erzeugt eine subtile Spannung zwischenWärme und Distanz sowie zwischen sinnlicher Erfahrung und intellektueller Konstruktion. Die Komposition weist eine klare Gliederung auf, hat aber faktisch keine zentrale Pers- pektive und wirkt eher wie eine textile Fläche, gerade so als hätte Klee die Landschaft gewebt. Dieses Prinzip des «picturalen Tep- pichs» war für ihn ein wichtiges Mittel, umMalerei mit Struktur und Ordnung zu durchdringen. «Landschaft mit Agaven» lädt dazu ein, die Natur nicht nur zu sehen, sondern aktiv als rhythmisches Gefüge zu «lesen». Es zeigt Klee als Dichter der Linie und Architekt der Farbe sowie als Künstler, der die Natur nicht imitiert, sondern stets neu erfindet. 75 Paul Klee Münchenbuchsee bei Bern 1879–1940 Muralto Landschaft mit Agaven
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