Auktion 285 : Ausgewählte Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025

1920. Werknummer 1920.223. Nadelzeichnung in dunkelblau aquarelliertem Grund, auf Whatman-Papier, auf Karton aufgezogen. 13,2×26,5 cm, Darstellung inkl. Schrift; 18,4×32,5 cm, Unterlagekarton. Oben links in der Ecke (schwer lesbar) vom Künstler in Tusche signiert «Klee». Auf der Unterlage, mit einer Tuschfläche eingefasst, unten in der Mitte in Tusche mit der Werknummer «1920/223». Aufgezogen auf Unterlagekarton. Das Papier in der Mittemit einer Knickfalte. Im linken Rand mit einer kleinen Fläche in anderem Blauton. Die Unterlagemit Atelierspuren und etwas berieben im linken Rand. Rückseitigmit Spuren einer alten Montierung. In sehr guter Erhaltung Schätzung CHF 275000 * Werkverzeichnis Paul Klee Stiftung, Catalogue raisonné, Bd. 3, Werke 1919–1922, Bern 1999, Nr. 2570 Provenienz Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig auf der Unterlage mit dem Samm- lerstempel, Lugt 913b Literatur Maria-Christina Metzler, Paul Klee, Münchenbuchsee bei Bern 1879–1940 Muralto-Locarno, in: Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Wien 2008/2009, S. 200 Ausstellungen München 1979/1980, StädtischeGalerie imLenbachhaus, Paul Klee, Das Früh- werk 1883–1922, Kat. Nr. 438 Bern 1989, Kunstmuseum, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld], Kat. Nr. 80 Andros 1993, Museumof Modern Art, Basil & Elise Goulandris Foundation, Paul Klee, Kat. Nr. 37 Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 36 Bedburg-Hau 2000, Museum Schloss Moyland, Paul Klee trifft Joseph Beuys, Kat. Nr. 62 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Gia- cometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 26 Brühl 2006/2007, Max Ernst Museum, In Augenhöhe, Paul Klee, Kat. Nr. 86 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 130 Im Sommer 1905 begann Klee, geschwärzte Glasplatten als Bildträger zu ver- wenden und diese mit einer Nadel zu bearbeiten. So fand er eine neue Mög- lichkeit des bildnerischen Ausdrucks: die «Ritzzeichnung». In seinemTagebuch beschrieb er das neue Verfahren wie folgt: «Das Mittel ist also nicht mehr der schwarze Strich, sondern der weisse. Die helle Energie auf nächtlichemGrund entspricht sehr schön demWort «es werde Licht». So gleite ich sachte hinüber in die neue Welt der Tonalitäten.» Fortan finden sich immer wieder Ritzzeich- nungen in seinemŒuvre. Er färbte eine Fläche monochrom ein und ritzte mit einer Nadel eine Zeichnung in die Farbe. Die Komposition von «Städtebild» aus dem Jahr 1920 ist rasterartig aufgebaut. Durch die Reisen nach Nordafrika (1914) und immer wieder nach Italien entwi- ckelte Klee einen besonderen, archaischen Städtetypus in seinem Schaffen. Dabei ging es ihm nie darum, die Wirklichkeit zu illustrieren. Er verstand die Stadt vielmehr als vielfältige Metapher, etwa um die Darstellung des Unbe- wussten umzusetzen. Häuser, Dächer, Strassen und Plätze sind auch hier als geometrische Felder angeordnet, die sich zu einem Mosaik verdichten. Das Jahr 1920 war für Klee ein Jahr der Konsolidierung, nachdem er als Meis- ter an das Bauhaus inWeimar berufen worden war. «Städtebild» spiegelt diesen Übergang wider. Es zeigt die zunehmende Integration von Ordnung und Emo- tion, Konstruktion und Poesie. Die Stadt wird hier nicht nur «gebaut», sie wird förmlich «empfunden». 73 Paul Klee Münchenbuchsee bei Bern 1879–1940 Muralto Städtebild

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ4OTU=