Auktion 285 : Ausgewählte Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025
1918. Strichätzung, Schmirgel, Vernis mou mit Durchdruck von Bütten und Nadelbüschel, mit Deckweiss, schwarzer Tusche sowie schwarzer und etwas brauner Kreide überarbeitet, der Kopf der Mutter mit den beiden Kindern im Armausgeschnitten und als Pentiment neu eingesetzt, auf Kupferdruckpapier. 24,4×31,8 cm, Plattenkante; 32×41 cm, Blattgrösse. Unten rechts in der Dar- stellung von der Künstlerin in Bleistift signiert «Käthe Kollwitz», unten links im Blattrand bezeichnet «2 Zustand». Mit einer kleinen Skizze in Tusche und Deck- weiss in der oberen rechten Ecke. Die obere linke Eckemit einer leichten Knick- falte und kleinemEinriss. Die Ränder mit Reissnagellöchern und Atelierspuren. Rückseitigmit Spuren von einer altenMontierung. In sehr schönemErhaltungs- zustand Schätzung CHF 150000 * Werkverzeichnis Alexandra von dem Knesebeck, Käthe Kollwitz, Werkverzeichnis der Graphik, Neubearbeitung des Verzeichnisses von August Klipstein, publiziert 1955, Bern 2002, Bd. 2, Nr. 137/II (v. III), das dort erwähnte Exemplar Provenienz Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Ausstellungen Basel/Hovikodden 1975/1977, Kunstmuseum/Henie-Onstad Kunstsender, Meisterwerke der Graphik von 1800 bis zur Gegenwart, Kat. Nr. 185 Salzburg/Winterthur 1984/1985, Rupertinum/Kunstmuseum, Von Goya bis Warhol, Meisterwerke der Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts aus einer Schweizer Privatsammlung [Slg. Eberhard W. Kornfeld], Kat. Nr. 169 Mit ihrer Kunst verarbeitete Käthe Kollwitz das Trauma des Ersten Weltkriegs und seiner Folgen, was in der siebenteiligen Holzschnittfolge «Krieg» seinen eindrücklichen Höhepunkt erreichte. Die Folge erschien 1923 als Mappe im Verlag Emil Richter in Dresden in verschiedenen Auflagen. Wie immer standen vor der definitiven Umsetzung Vorarbeiten in unterschiedlichen Techniken an. Kollwitz entwickelte dieMotive zuerst auch imTiefdruck und in der Lithographie, wählte dann aber den Holzschnitt für die Folge aus. Das hier angebotene Blatt ist eine Umsetzung in Tiefdruck von 1918. Es ist eines der beiden bei Knesebeck aufgeführten, überarbeiteten Exemplare des II. Zustandes, mit Elementen im Hinblick auf den III. Zustand. Von allen drei Zuständen sind Knesebeck gesamt- haft lediglich sieben Exemplare bekannt geworden. So stark überarbeitete Graphiken, hier sogar mit einemcollagierten Element, kommen sehr selten vor. Obgleich Käthe Kollwitz zahlreiche Vorzeichnungen zumSujet «Mütter» anfer- tigte, fand sie die endgültige Lösung für ihr Werk im Holzschnitt. In einem Brief an Romain Rolland vom 23. Oktober 1922 schrieb sie: «… Ich habe immer wie- der versucht, den Krieg zu gestalten. Ich konnte es nie fassen. Jetzt endlich habe ich eine Folge von Holzschnitten fertig gebracht, die einigermassen das sagen, was ich sagen wollte. […] Diese Blätter sollen in alle Welt wandern und sollen allen Menschen zusammenfassend sagen: so war es – das haben wir alle getragen durch diese unaussprechlich schweren Jahre.» Eine der grossen Seltenheiten im graphischen Werk der Künstlerin. 67 Käthe Kollwitz Königsberg 1867–1945 Moritzburg Mütter Verworfene erste Fassung des sechsten Blattes der Folge «Krieg»
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NTQ4OTU=