Auktion 285 : Ausgewählte Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025

1910. Bleistift, blauer und roter Farbstift, weiss gehöht, auf Simili-Japan. 37,1×56,2 cm. Unten rechts vom Künstler im Oval signiert «GUSTAV / KLIMT». LeichteGriffknicke imPapier. Auf der Rückseite Spuren einer altenMontierung. Besonders schön in Farbigkeit und Erhaltung Schätzung CHF 250000 * Werkverzeichnis Alice Strobl, Gustav Klimt, Die Zeichnungen 1904–1912, Bd. II, Salzburg 1982, Nr. 1968 Provenienz Nachlass Gustav Klimt Klipstein & Kornfeld, Bern, im Juli 1957 angekauft, später erworben von Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Literatur Hans Hellmut Hofstätter, Gustav Klimt, Erotische Zeichnungen, Köln 1979, Kat. Nr. 6 Jean Leymarie/Geneviève Monnier/Bernice Rose, Drawing, History of an Art, Genf 1979, S. 75 Ausstellungen Essen 1976, Museum Folkwang, Gustav Klimt, Kat. Nr. 73 Brüssel 1981, Palais des Beaux-Arts, Klimt – Schiele – Kokoschka, Werke auf Papier, Kat. Nr. 28 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 66 Riehen 2010, Fondation Beyeler, Wien 1900, Klimt, Schiele und ihre Zeit, S. 264 Wien 2012, Albertina, Gustav Klimt, Die Zeichnungen, Kat. Nr. 125 Die vorliegende Aktzeichnung von Gustav Klimt aus dem Jahr 1910 ist ein eindrucksvolles Beispiel für seinemeisterhafte Linienführung und seine intime, oft sinnliche Darstellung des weiblichen Körpers. DasWerk zeigt eine liegende Frau in halb entblösster Pose, den Blick zum Betrachter gewandt. Ihr Körper ist nur leicht mit einem locker fallenden Stoff bedeckt, dessen schwungvolle Linien mit rotem und blauem Stift skizziert sind und sich weich über die Form legen. Klimt gelingt es, mit wenigen, aber präzisen Strichen, sowohl die Körperlichkeit als auch die seelische Präsenz des Modells einzufangen. Die Zeichnung wirkt spontan, beinahe flüchtig, und strahlt dennoch eine starke Intimität aus. Beson- ders auffällig ist der Kontrast zwischen dem ausdrucksstark und intensiv gezeichneten Gesicht der Frau und dem locker ausgeführten Gewand. Die leicht verdrehte Pose mit dem zur Seite geneigten Kopf verleiht der Figur eine Mischung aus Verletzlichkeit und selbstbewusster Sinnlichkeit. Diese Arbeit ist Teil von Klimts umfangreichem zeichnerischenŒuvre, in dem er unzählige Variationen weiblicher Akte festhielt – oft als Studien für grössere Gemälde, aber auch als eigenständige Werke. In dieser Zeichnung zeigt sich Klimts Interesse an psychologischer Tiefe, Erotik und der Individualität seiner Modelle – ein Thema, das sich durch sein gesamtes Schaffen zieht. Klimts Aktzeichnungen wurden zu seiner Zeit oft als provokant empfunden, gelten heute jedoch als wegweisend für die moderne Darstellung von Körper und Sexualität in der Kunst. Das Blatt verkörpert exemplarisch seine Fähigkeit, das Erotische mit dem Ästhetischen zu verbinden – subtil, aber mit grosser Ausdruckskraft. Ein herausragend schönes Beispiel aus der zeichnerischen Blütezeit des Wiener Künstlers. 60 Gustav Klimt Baumgarten bei Wien 1862–1918 Wien Auf dem Bauch liegender Akt nach rechts

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