Auktion 285 : Ausgewählte Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025
1879–1880. Vernis mou, Kaltnadel, Strichätzung und Aquatinta auf Japan. 26,7×23,5 cm, Plattenkante; 35,4×26,8 cm, Blattgrösse. In sehr schöner Druck- qualität und Erhaltung Schätzung CHF 125000 * Werkverzeichnis SueWelsh Reed/Barbara Stern Shapiro, Edgar Degas: The Painter as Printmaker, Boston 1984, Nr. 51/IX Provenienz Auktion Galerie Manzi-Joyant, Paris, 22.–23. November 1918, Estampes par Edgar Degas, aus Los 50 Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, rückseitig auf der Unterlage mit dem Samm- lerstempel, Lugt 913b Literatur Loÿs Delteil, Edgar Degas, Le Peintre-Graveur illustré, Band IX, Paris 1919, Nr. 30 Jean Adhémar/Françoise Cachin, Edgar Degas, Gravures et monotypes, Paris 1973, Nr. 53 Edgar Degas hat zwei Radierungen von Mary Cassatt geschaffen: die vorlie- gende sowie «Mary Cassatt at the Louvre: The Paintings Gallery», beide aus den Jahren 1879/1880. Es sind die letzten Porträtradierungen des Künstlers, die er in mehreren Überarbeitungszuständen und unter Einbezug von zahlrei- chen Vorarbeiten realisierte. Obwohl die stehende Figur mit Schirm in der Hand nur in Rückenansicht zu sehen ist, war schon zu Lebzeiten bekannt, dass es sich um seine Künstlerfreundin handelte. Bei ihrer Begleitung, der sitzenden Figur, im «profil perdu», vermutet man die Schwester von Mary Cassatt, Lydia. Die AmerikanerinMary Cassatt (1844–1926) lebte seit 1874 in Paris undwar mit Degas im Kreis der Impressionisten bzw. der «Artistes independants» aktiv. Das Blatt hat eine besondere Entstehungsgeschichte: Nach dem Erfolg der vierten Impressionisten-Ausstellung, die vom 10. April bis zum 11. Mai 1879 stattfand, plante Degas die Herausgabe einer Zeitschrift mit graphischen Blät- tern unter dem Titel «Le jour et la nuit». In das Projekt einbezogen wurden u. a. Camille Pissarro, Mary Cassatt, Félix Bracquemond, Jean-François Raffaëlli undMarcellin Desboutin. Die Ideewar, eigene Zeichnungen in druckgraphische Techniken umzusetzen. Degas investierte viel Zeit in dieses Projekt und schuf dafür das vorliegende Sujet vonMary Cassatt. Als Vorlage wählte er ein Pastell mit dem gleichen Titel (seitenverkehrt in der Darstellung), überarbeitete die Graphik in neun Zuständen und betraute für den letzten Zustand, der wohl für die Auflage bestimmt war, den professionellen Drucker Salmon. Die Künstler- kollegen schufen ebenfalls Radierungen in ähnlicher Grösse nach eigenen Vorarbeiten. «Le jour et la nuit» sollte in einer Auflage von 50 Exemplaren ohne Text erscheinen. Obwohl das Buchprojekt nie zustande kam, gehen Reed/Shapiro davon aus, dass einige Arbeiten, darunter auch dieses Motiv, in der fünften Impressionis- ten-Ausstellung im April 1880 gezeigt wurden. In der Vente Degas von 1918 wurden 59 Abzüge des definitiven Zustands unter dem Los 50 angeboten und getrennt verkauft. Von den 59 Blättern waren 44 auf Japan. Die Forschung geht davon aus, dass das Konvolut auf Japan für das Buchprojekt vorgesehen war. 53 Edgar Degas 1834 Paris 1917 Mary Cassatt au Louvre: Musée des Antiques Mary Cassatt at the Louvre: The Etruscan Gallery
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