Auktion 285 : Ausgewählte Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025

1883–1884. Zeichnung in schwarzer Kohle, weiss gehöht, auf grau- grünem Papier. 47,9×32 cm. Unten links mit dem roten Signatur- stempel «Degas», Lugt 658. Rückseitig mit Stempel der Vente Degas «ATELIER ED. DEGAS», Lugt 657 und der Inv. Nr. 1452. Das Papier leicht gewellt, mit einer minimen Knickfalte links, ein kleiner hinterlegter Einriss am unteren Rand. Nur ganz vereinzelt Papier- verluste an der äussersten Kante, das Papier am Rand leicht ver- färbt. Rückseitig ringsum mit einer Papierverstärkung. Insgesamt in sehr guter Erhaltung Schätzung CHF 250000 * Werkverzeichnis Paul-André Lemoisne, Degas et son œuvre, Paris 1954, Abb. nach S. 120, dort betitelt «Étude pour la danseuse verte» Provenienz Auktion Galerie Georges Petit, Petit, Paris, 7.–9. April 1919, Atelier Edgard Degas, 3me vente, Tableaux, pastels et dessins par Edgar Degas et provenant de son atelier, Los 393 Slg. Roland Nepveu de Gas, Paris Slg. Otto und Anne Wertheimer, Paris/Basel, versteigert bei Auktion Galerie Kornfeld Bern, 22. Juni 1979, Los 274, mit Abb. auf dem Umschlag, dort erworben von Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstem- pel, Lugt 913b Literatur Austellungskatalog der Galeries nationales du Grand Palais/ Musées des beaux-arts du Canada/The Metropolitan Museum of Art, Degas, Paris/Ottawa/New York 1988–1989, Abb. S. 435 Ausstellungen Paris 1937, Orangerie des Tuileries, Degas, Kat. Nr. 117 Bern 1989, Kunstmuseum, Von Goya bis Tinguely, Aquarelle und Zeichnungen aus einer Privatsammlung [Slg. EberhardW. Kornfeld], Kat. Nr. 16, Abb. auf dem Umschlag Martigny 1993, Fondation Pierre Gianadda, Degas, Kat. Nr. 124 Zürich/Tübingen 1994/1995, Kunsthaus/Kunsthalle, Degas, Die Porträts, Kat. Nr. 167 Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 4 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Giacometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 6 Rom2005/2006, Chiostro del Bramante, Federico Zandomeneghi, Un veneziano tra gli impressionisti, Kat. Nr. 128 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 9 Köln 2010/2011, Käthe KollwitzMuseum, «Paris bezaubertemich…», Käthe Kollwitz und die französische Moderne, Kat. Nr. 16 Tübingen 2011/2012, Kunsthalle, Cézanne, Renoir, Picasso & Co., 40 Jahre Kunsthalle Tübingen und Götz Adriani, Abb. S. 92 Wien 2012, Albertina, Impressionismus, Pastelle, Aquarelle, Zeich- nungen, Kat. Nr. 39 Bei dieser Kohlezeichnung handelt es sich um eine Studie zum Pastell «La chanteuse verte – Chanteuse de café-concert» von 1884, das sich durch die Schenkung von StephenC. Clark seit 1960 im Metropolitan Museum of Art in New York befindet. Auf beiden Arbeiten nimmt die Figur eine nahezu identische Haltung ein: Sie ist in Dreiviertelansicht leicht nach rechts gedreht, die linke Hand ist an der Schulter platziert und der Blick richtet sich leicht erhöht nach vorne. Bereits im Ausstellungskatalog in der Orangerie des Tuileries von 1937, in dem unsere Arbeit figuriert, wird auf diesen Zusammenhang hingewiesen. Paul-André Lemoisne bestätigt im Werkverzeichnis der Gemälde und Pastelle für «La chanteuse verte» (Nr. 772) den naheliegenden Vergleich mit unserer Zeichnung. Dargestellt ist die Sängerin «Thérésa», mit bürgerlichem Namen Emma Valadon (1837–1913). Sie gelangte durch ihre Auftritte in den Café-Concerts in Paris zu grosser Berühmtheit und trug zum ein- schneidenden Erfolg dieser für die damalige Zeit neuen Art der Unterhaltung bei. In ganz Paris entstandenCafé-Concerts imFreien sowie Säle wie das Eldorado, L’Alcazar oder das Bataclan, wo die Sängerin auftrat. In einemBrief an seinen Freund Henri Lerolle vom 4. Dezember 1883 schreibt Degas: «[…] vite entendre Thérésa à l’Alcazar, rue du Faubourg-Passionière […] Elle ouvre sa grande bouche et il en sort la voix la plus grossièrement, la plus délicate- ment, la plus spirituellement tendre qu’il soit». Degas, der regelmäs­ siger Gast in den Café-Concerts war, schuf Ende der 1870er Jahre einigeMonotypien, Graphiken und Zeichnungen zu diesemThema, in denen es dem Künstler um den Typus der Sängerinnen ging. Lediglich zwei der porträtierten Künstlerinnen in seinen Arbeiten sind mit Namen bekannt: Émilie Bécat, dargestellt in der Lithogra- phie «Mlle Bécat auCafé des Ambassadeurs», siehe Reed/Shapiro 31, und unsere Porträtierte, Emma Valadon, die auch in dem bekannten Pastell über Monotypie «La chanson du chien», Lemoisne 380, identifiziert werden konnte. 52 Edgar Degas 1834 Paris 1917 La chanteuse de café-concert – Thérésa

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