Auktion 284 : Alberto und Diego Giacometti aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025
Um 1933–1934, Entwurf, Anfang 1960er Jahre, Guss. Bronze. 155,4 cm, Höhe. Mit gestanztemMonogramm «AG» und der Num- mer «037». Sehr schöner, tadelloser Guss mit dunkelbrauner, leicht grünlicher Patina und minimen Gebrauchsspuren. Schätzung CHF 200000 * Werkverzeichnis Echtheitsbestätigung des Comité Giacometti, Paris, datiert vom Oktober 2017, liegt vor. Die Bronze ist imOnline Werkverzeichnis der Fondation Alberto et Annette Giacometti unter der Nummer AGD 3939 registriert Provenienz Atelier Diego Giacometti, Paris, dort erworben von Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern 1929 lernte Alberto Giacometti durch Vermittlung von Man Ray (1890–1976) den Innenarchitekten und Möbeldesigner Jean- Michel Frank (1895–1941) kennen und widmete sich fortan auch der Gestaltung von Einrichtungsgegenständen. Entwickelt wurden diese zuerst in Gips, um später in Bronze gegossen zu werden. Manche wurden patiniert, andere sogar vergoldet. Einzelne Stücke wurden auch in Gips gegossen. Einige Kunstkritiker bemängelten, dass Giacometti «Gebrauchs- kunst» schuf. Der Künstler rechtfertigte sich später damit, dass jedes Objekt denselben Kreationsprozess wie die freie Kunst durchlaufen habe und meinte sogar, dass eine Lampe für ihn im Endeffekt auch eine Skulptur sei. In der Zusammenarbeit mit Jean- Michel Frank war Giacomettis Schaffen mit Design am fruchtbars- ten und brachte in den 1930er-Jahren über fünfzig verschiedene Entwürfe hervor. Für Frank lieferte er viele seiner ikonischsten Designstücke, darunter die vier in dieser Auktion angebotenen Lampen «Lampadairemodèle figure» (Los 4), «Lampemodèle flam- beau, petit modèle» (Los 10), «Lampe modèle Écossais – Lampa- daire modèle, Buste de femme sur une colonne – Pied de lampe petit» (Los 11) und «Lampe modèle étoile» (Los 12). Giacometti bemühte sich um eine Ästhetik, die auf einem archaisch-antikisie- renden Historismus beruhte. Er liess sich bei der Bearbeitung der Objekte nicht von funktionalen Einzelaspekten ablenken, sondern betrachtete die einzelnen Elemente stets als Teil eines übergeord- neten, skulpturalen Ganzen. Die Stehlampe «Figure» zeigt eine auf sichelförmigen Schultern ruhende Frauenfigur, der Schaft steht auf einer runden Basis undwirkt wie ein schlanker modellierter Körper. Die Arbeit an dieser Lampe hatte sicherlich einen Einfluss auf die ab 1932 entwickelte «Femme qui marche» und nimmt fast prophe- tisch die schlanken Figuren vorweg, die später entstehen sollten. Alberto Giacomettis Bruder Diego unterstützte den Künstler von Anfang an bei der Produktion der Objekte, später übergab Alberto seinem Bruder sogar den kompletten Herstellungsprozess bis hin zur Patinierung. Von einigen Gebrauchsobjekten entstanden nur wenige Exemplare, andere wurden in grösserer Zahl hergestellt. EberhardW. Kornfeld kaufte die Lampen direkt imAtelier des Künst- lers für seine Privaträume. 4 Alberto Giacometti Borgonovo 1901–1966 Chur Lampadaire modèle «figure»
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