Auktion 284 : Alberto und Diego Giacometti aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025

1927 Entwurf, 1960 Guss. Bronze. 39,5×45,5×15,1 cm. Auf dem Sockel mit der Signatur «Giacometti», bezeichnet mit «modèle», mit dem Giesserstempel «M PASTORI /CIRE/ PERDU». Sehr schöner, tadelloser Guss mit dunkelbrauner Patina. Schätzung CHF 1300000 * Werkverzeichnis Echtheitsbestätigung des Comité Giacometti, Paris, datiert vom Oktober 2017, liegt vor. Die Bronze ist imOnline Werkverzeichnis der Fondation Alberto et Annette Giacometti unter der Nummer AGD 4055 registriert Provenienz Klipstein & Kornfeld, Bern Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern Literatur Jacques Dupin, Alberto Giacometti, Paris 1962, Tafel 196 (anderes Exemplar) Ausstellungen Basel 1966, Kunsthalle, Alberto Giacometti, Kat. Nr. 11 Davos 1998/1999, Kirchner Museum, Werke aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 111 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Giacometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 79 Bern 2003, Kunstmuseum, Hommage an «E.W.K.», Meisterwerke von Giovanni Giacometti, Alberto und Diego Giacometti aus der Sammlung von Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 22 (ausgestellt das Exemplar des Museums) Budapest 2004, Szépmüvészeti Múseum, Alberto Giacometti, Kat. Nr. 13 Trubschachen 2005, 17. Kunstausstellung, Nr. 1 Riehen/Wien 2006/2007, Fondation Beyeler/BA-CA Kunstforum, Eros in der Kunst der Moderne, S. 213 Wien 2008/2009, Albertina, Wege der Moderne, Aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld, Kat. Nr. 152 Bern 2016/2017, Zentrum Paul Klee, Paul Klee und die Surrealisten, Kat. Nr. 128 Anlässlich der Ausstellung «Sculpteurs contemporains de l’École de Paris», die Arnold Rüdliger 1948 in der Berner Kunsthalle aus- richtete, lernte Eberhard W. Kornfeld den 22 Jahre älteren Bergel- ler Bildhauer Alberto Giacometti kennen, der in Paris lebte und arbeitete. Es entstand eine enge Freundschaft. 1959 organisierte Kornfeld in seiner Galerie in Bern die legendäre, Giacometti gewid- mete Sommerausstellung mit mehreren plastischen Arbeiten, Zeichnungen und Druckgraphiken. Nach der Ausstellung meldete sich Émile Buri aus Genf, ein ehe- maliger Schulkamerad Giacomettis aus der Evangelischen Mittel- schule in Schiers. Er habe um 1930 in Paris einenGips seines Schul- freundes als «Unterstützungsaktion» erworben. Kornfeld kaufte ihm den im Jahr 1927 entstandenen Gips ab. Alberto Giacometti war sehr erfreut, das lange als verschollen geglaubte Stück wiederzu- sehen und erlaubte den Abguss von «Homme et Femme – Sculp- ture cubiste-surréaliste – Le Couple couché – Composition» in Bronze. 1960 wurden in der Giesserei von Pastori in Genf zwei Probegüsse und sieben nummerierte Exemplare gegossen. Einen der Probegüsse, bezeichnet mit «modèle», behielt Kornfeld für sich. Das besondere Stück ist eine der komplexesten und wohl auch spannendsten Arbeiten aus Giacomettis kubistisch-surrealis­ tischer Phase. Der Künstler verkehrte Ende der 1920er-Jahre im Kreise der Surrealisten und war ein wichtiger Teil der Bewegung. 1934 warf ihmAndré Breton (1896–1966) vor, die Idee des Surrea­ lismus zu verraten, weil er Gebrauchskunst für denMöbeldesigner Jean-Michel Frank (1895–1941) schuf. 1938 kam es zum endgülti- gen Bruch. Ein Jahr später lernte Giacometti den französischen Philosophen Jean-Paul Sartre (1905–1980) kennen. Die Begeg- nung führte zu einer neuen künstlerischen Ausdrucksform: Es ent- standen Büsten und Köpfe, die nur noch «nussgross» waren. Aus diesen archaischen Reduktionen sollten kurz darauf die ikonischen, schlanken Figuren entstehen. Ohne die Vorarbeit im Surrealismus wäre dieser Schritt nie möglich gewesen. 2 Alberto Giacometti Borgonovo 1901–1966 Chur Composition

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