Auktion 284 : Alberto und Diego Giacometti aus der Sammlung Eberhard W. Kornfeld 12.09.2025

onkel, dem bekannten Schweizer Maler Cuno Amiet auf die Oschwand. Amiet soll bei einem dieser Besuche gesagt haben, dass er sich nie hätte vorstellen können, dass sein Patensohn einmal ein grosser Künstler werden würde. Ausdruck der engen Verbundenheit zwischen Kornfeld undGiacometti sind fünf Bleistiftzeichnun- gen, die Alberto im Jahr 1959 von Kornfeld schuf. Vier davon kamen in die Sammlung Kornfeld, eine behielt der Künstler für sich. Nur zu gerne hätte Kornfeld auch ein Porträt in Öl gehabt, doch Alberto sagte immer, dass die Zeit dafür noch nicht gekommen sei. 1963 brachte Kornfeld sein eben pub- liziertesWerkverzeichnis der Druckgraphik von Paul Klee mit nach Paris. Fasziniert blätterte es Alberto durch und fragte, ob Kornfeld nicht auch ein solches Verzeichnis für ihn erstellen könne. Kornfeld sagte spontan zu. Es sollte aber noch bis ins Jahr 2017 dauern, bis das grosse Werk in Zusammenarbeit mit der Fondation Alberto et Annette Giacometti, Paris, publiziert werden konnte, waren doch viele Jahre lang wichtige Quellen dafür nicht oder nur eingeschränkt zugänglich. Seither werden Albertos Druckgraphikenmittels Kornfeld- Nummern geordnet – eine Geste der Ver- bundenheit, die bis weit über den Tod der beiden Freunde hinausreicht. Schon früh lernte Kornfeld im Atelier Alber- tos dessen Bruder und engsten Vertrauten Diego kennen. Es muss um 1954 gewesen sein, als Alberto Kornfeld bat, vielleicht auch einmal einMöbelstück bei Diego zu bestel- len, da dieser im Moment nur wenig zu tun habe. Diego lebte seit 1925 bei seinem Bruder in Paris. Zuerst arbeitete er als Atelierhelfer und war, weil er immer verfüg- bar war, Albertos wichtigstesModell. Später wurde er auch für die Güsse und die Patina von Albertos Bronzen zuständig. DurchMan Ray lernte Alberto 1929 den Pariser Innen- architekten Jean-Michel Frank kennen. Dieser bewog ihn, Gebrauchskunst in Bronze zu schaffen. So entstanden unter anderem seine bekannten Lampen (vgl. Lose 4, 10-12) oder Schmuck für Elsa Schia- parelli. Die Arbeiten entstanden immer im reduzierten Design von Alberto, die techni- sche Umsetzung oblag jedoch Diego. Diego war es auch, der mit seinem grossen Ver- ständnis viel zur Ausformulierung der Arbei- ten beitrug. Alberto ermächtigte seinen Bruder später, die von ihm entworfene Gebrauchskunst in Eigenregie herzustellen. Während des Zweiten Weltkriegs begab sich Alberto ins Exil nach Genf, wo er 1943 auch seine spätere Ehefrau Annette Arm kennenlernte. Diego blieb die ganze Zeit in Paris, «hütete» das Atelier und entwickelte imStillen seinen eigenen ornamentalen Formenschatz mit vegetaler und zoomorpher Ikonographie weiter. So entstanden neben seiner Arbeit für Alberto eigene Möbelentwürfe. Es folg- ten erste Grossaufträge, etwa 1964 für das «Café Diego» in der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence oder 1965 für die Kronenhalle Bar in Zürich. Bis in die 1960er- Jahre blieben Diegos Möbelentwürfe oft Einzelstücke oder adaptierte Varianten. Erst nach Albertos Tod im Jahr 1966 emanzi- pierte sich Diego vollends und setzte seine eigenen Ideen von Möbelentwürfen immer freier um. Es kamen weitere Grossaufträge hinzu, am bekanntesten sind wohl die Ausstattung des Palais der Kaiserin Farah Diba in Teheran und die Ausstattung des Musée Picasso in Paris. Diego wurde zu einemder bevorzugten Innenausstatter der internationalen Haute-Volée und seine Möbel zierten dieWohnhäuser der grossen Sammlerinnen und Sammler seiner Zeit. Das kleine Atelier an der 46, Rue Hippolyte- Maindron wurde rasch zu klein. Darum bezog Diego ein Haus in der Rue du Moulin Vert, in dem er bis zu seinem Tod im Jahr 1985 lebte und wirkte. Eberhard Kornfeld verkehrte oft bei ihm, ass in Diegos Stamm- lokal «Clos duMoulin» zu Abend und kaufte über die Jahre hinweg immer wieder Objekte für den Eigenbedarf: zuerst für seinenWohnsitz in der Berner Altstadt, dann für ein Ferienhaus in Randogne und schliesslich für das Rothaus bei Bolligen. Von Herzen danken wir der Familie Kornfeld für das grosse Vertrauen in unser Haus, das «Ebi» über 70 Jahre führte und prägte. Eberhard W. Kornfeld und Alberto Giacometti in der Sommerausstellung 1959 bei Klipstein & Kornfeld, Foto Kurt Blum Im Atelier von Diego Giacometti, Foto Kurt Blum English version

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