Auktion 283 : Graphik und Handzeichnungen Alter Meister 12.09.2024
2091 Francisco de Goya Fuendetodos 1746–1828 Bordeaux Ein Jäger mit Hund Hunter and His Dog Blatt 101 des Album F Um 1815–1820. Pinselzeichnung in Sepia und Braun auf Bütten mit Wasserzeichen «M» in Kartusche. 20,4×14,2 cm, Blattgrösse. Oben rechts mit der eigenhändigen Nummer «101», die Nummer «44» wohl von der Hand Javier Goyas, des Sohnes des Künstlers. Die Tinte in der Körperpartie des Jägers rückseitig etwas durchschla gend, desweiteren eine blassbraune Verfärbung in der linken obe ren Ecke. Davon abgesehen ist das Blatt (wie auch das nachfol gende, aus dem gleichen Album stammende) in einem insgesamt ganz hervorragenden Erhaltungszustand und wirkt frisch und gänzlich unbehandelt. Schätzung CHF 800000 Werkverzeichnis PierreGassier, The Drawings of Goya, TheComplete Albums, London 1973, pag. 497, aufgeführt als Blatt «j» unter den «Lost Drawings» des Album F Provenienz Slg. Javier Goya y Bayeu (1784–1854), ab 1828 Slg. Mariano Goya y Goicoechea (1806–1874), ab 1854 Federico deMadrazo y Kuntz (1815–1894) und/oder RománGarreta y Huerta (um 1855–1860) Slg. Paul Lebas, Paris Auktion Hôtel Drouot, Paris, Vente anonyme P.L., 3. April 1877, Los 48, dort angekauft von Slg. Baron Maurice de Beurnonville Auktion Hôtel Drouot, Paris, Vente Beurnonville, 16.–19. Februar 1885, Los 49, dort angekauft von Slg. ÉmileCalando (1840–1898), Paris, Lugt 837, dessen Sammlung versteigert bei Auktion Drouot, Paris, Vente Calando, 10. Dezember 1899, Los 70 Rückkauf der Familie Calando Artemis Fine Arts, London Slg. Eberhard W. Kornfeld, Bern, Lugt 913b Literatur Pierre Gassier, Une source inédite de dessins de Goya en France au XIX e siècle, Gazette des beaux-arts, 80, 1972, pag. 114 Pierre Gassier, Des œuvres inédites de Goya?, in: L’œil, no. 482, September/Oktober 1996, pag. 85–86, reprod. Bodo Vischer, Goyas Stillleben, Das Auge der Natur, Petersberg 2005, pag. 74 reprod. Ausstellungen London 2001, Hayward Gallery, Goya: Drawings from His Private Albums, Kat. Nr. 67, pag. 187 Madrid 2003, Fundación Juan March, Espíritu de modernidad: de Goya a Giacometti, Obra sobre papel de la colección Kornfeld, Kat. Nr. 2, pag. 130 Erst 1796, im Alter von 50 Jahren, begann Goya, in kleine gebun dene Bücher zu zeichnen. Bis zu seinemTod 1828 in Bordeaux füllte er acht solche Alben mit ca. 550 Zeichnungen. Dabei handelt es sich nicht um Skizzenbücher im herkömmlichen Sinne. Zwar griff er in Graphiken vereinzelt auf seine Zeichnungen zurück, diemeis ten der Blätter sind jedoch gänzlich eigenständig – gleichsam private Bilder, die Goya selbst, seiner Familie und allenfalls einem kleinen Freundeskreis vorbehaltenwaren. Nach seinemTodwurden die Alben aufgelöst und die Zeichnungen in alle Winde zerstreut. Die beiden Zeichnungen aus der Sammlung Kornfeld stammen aus dem Album F, einem gebundenen spanischen Notizbuch, das 106 nummerierte Seiten umfasste. Goya begann es während oder unmittelbar nach dem Unabhängigkeitskampf der Spanier gegen die französischeOkkupation 1808–1814. Das Albumenthält einige «der strahlendsten und fesselndsten Bilder, die Goya jemals zeich nete» (Juliet Wilson-Bareau, pag. 17), wozu die beiden angebotenen Blätter zweifellos gezählt werden dürfen. Das Album F endet mit einer Gruppe von elf Jagdszenen. Goya selbst war in seiner Jugend ein leidenschaftlicher Jäger. Die damals gewonnenen Erfahrungen flossen in diese Zeichnungen ein. Die Zeichnung Nr. 101 des Albums zeigt präzise die Haltung eines Jägers mit angelegter Flinte, der vermutlich auf Vögel zielt, beglei tet von seinem den Vorgang aufmerksam verfolgenden Hund. Die Bäume deuten den landschaftlichen Rahmen an. Goya gelingt eine beispielhafte Darstellung desMoments der Konzentration von Hund und Jäger. Beider Ziel liegt ausserhalb des Bildes. Geradezu impressionistisch sind die Lichtschatteneffekte und die imDiffusen verschwimmenden Bäume des Hintergrundes. *
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