Auktion 281 : 125 Ausgewählte Werke 13.09.2024

Um 1907. Öl auf Eternitplatte. In Originalrahmen. 71,5×75 cm. Unten links vom Künstler monogrammiert «GG». Pastoser Farbauftrag auf unversehrter Eternit- platte. In tadelloser Erhaltung. Schätzung CHF 500000 Werkverzeichnisse Paul Müller/Viola Radlach, Giovanni Giacometti, Werkkatalog der Gemälde, Band II/1, Zürich 1997, Nr. 1907.30 Registro dei quadri, Heft 1, S. 23, Nr. 61 Provenienz Direkt vom Künstler an Slg. Richard Kisling (1862–1917), Zürich, angekauft vor 1913 Privatsammlung Bern Auktion Galerie Kornfeld, Bern, 15. Juni 2007, Los 42, dort angekauft von Slg. EberhardW. Kornfeld, Bern, rückseitigmit demSammlerstempel, Lugt 913b Literatur Hans Trog, Kunstchronik, Aus demKünstlerhaus II, erschienen in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 191, 12. Juli 1907, mit dem Titel «Post» Silvia Volkart, Richard Kisling (1862–1917), Sammler, Mäzen und Kunstvermitt- ler, Bern 2008, S. 200 Nr. 110 Ausstellungen St. Gallen 1907, Kunstmuseum, Cuno Amiet, Hans Emmenegger, Giovanni Gia- cometti, Sigismund Righini und andere, Kat. Nr. 31 Zürich 1907, Künstlerhaus, Cuno Amiet, Giovanni Giacometti und andere, Kat. Nr. 57 Aarau 1908, Saalbau, Kunstverein, Cuno Amiet, Giovanni Giacometti, Ferdinand Hodler und andere, Kat. Nr. 52 Winterthur 1908, Kunsthalle, Giovanni Giacometti – Stampa undCarl Montag – Paris, Kat. Nr. 25 (dort datiert «1907») Zürich 1913, Kunsthaus, Eine Zürcher Privatsammlung: Schweizerkunst des 19. und 20. Jahrhunderts, [Sammlung Richard Kisling] Nr. 110 (dort datiert «1907») Bern/Chur 2009/2010, Kunstmuseum/Bündner Kunstmuseum, Giovanni Giacometti, Farbe im Licht, Kat. Nr. 32, S. 202, Abb. S. 71 Lens/Crans-Montana 2013/2014, Fondation Pierre Arnaud, Divisionnisme, Cou- leur maîtrisée?, Couleur éclatée!, S. 287, Abb. S. 161 Das Gemälde steht exemplarisch für den Stil der malerischen Revolution zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der als Divisionismus oder auch Pointillismus in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Diese Kunstströmung entwickelte sich in Frankreich mit Malern wie George Seurat und fand ihre Ausstrahlung bis in die entlegenen Orte der Schweizer Alpen. Giovanni Giacometti hat in diesem Bild mit den fein nebeneinander gesetzten Farbpunkten, -flecken und -linien eine faszinierende Farbwirkung voller Leuchtkraft erzeugt – ein Meisterwerk des Neoimpressionismus. Giacometti verwendete als Malgrund eine Eternit- platte, ein damals neu auf demMarkt erhältlichesMaterial. Auch andere Künst- ler wie Hodler und Amiet verwendeten diese zwar äusserst stabilen, aber schweren und leicht zerbrechlichen Platten für kurze Zeit. Die Postkutsche steht im Dorfzentrum von Stampa auf dem kleinen Platz am Kopf der Brücke über den Fluss Maira. Im Zentrum des Bildes ist das «Haus an der Brücke» zu erkennen, das 1927 vom Hochwasser teilweise weggespült wurde. Rechts, nicht imBild, steht das Geburtshaus des Künstlers, das Gasthaus «Piz Duan», in dem sich nebst dem Hotel und Restaurant auch ein Laden, die Post und ein Telegrafenamt befand. Giovanni Giacometti wohnte ab 1906 zusammenmit seiner Frau Annetta und ihren Kindern in einemnahe gelegenen Wohnhaus und arbeitete in seinem Atelier neben dem Haus. DasWerk kaufte der Zürcher Kunstsammler undMäzen Richard Kisling (1862– 1917), der für seine umfassende Kunstsammlung eigens einen Galerietrakt in der 1913 neu erbauten Villa «Krähbühl» am Zürichberg erbauen liess. Vor dem Umzug in den herrschaftlichen Familiensitz zeigte das Kunsthaus Zürich im Sommer 1913 eine Auswahl von 535 Werken aus Kislings Sammlung, darunter auch das hier angebotene Gemälde. * 145 Giovanni Giacometti Stampa 1868–1933 Glion La posta – Die Post

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