Auktion 281 : 125 Ausgewählte Werke 13.09.2024
1942. Öl auf Leinwand. 72×95 cm. Unten links vom Künstler monogrammiert «A. G.», rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt «AUGUSTO GIACOMETTI/1942./Stillebenmit Fächer». Auf demoriginalen Chassis, in der alten Nagelung. Mit wenigen minimen Farbausbrüchen. In sehr guter, farbfri- scher Erhaltung. In einem vom Künstler bemalten Rahmen. Schätzung CHF 80000 Werkverzeichnisse Michael Egli/Denise Frey/Beat Stutzer, Augusto Giacometti, Catalogue rai- sonné, Gemälde, Wandgemälde, Mosaike undGlasgemälde, Bd. I, Zürich 2023, Nr. 453 AugustoGiacometti, HandschriftlichesWerkverzeichnis, Manuskript, um 1926, S. 108 Provenienz Privatsammlung Schweiz Literatur ArnoldoM. Zendralli, Il libro di AugustoGiacometti, Bellinzona 1943, S. 179 (dort bezeichnet «Natura morta con ventaglio», 1942) Hans Hartmann, AugustoGiacometti, Pionier der abstraktenMalerei, Ein Leben für die Farbe, Chur 1981, Nr. 2020 Ausstellungen Bern 1944, Kunsthalle, Maler Italienisch-Bündens, Pittori grigioni italiani, Kat. Nr. 25 Chur 1981, Bündner Kunstmuseum, AugustoGiacometti, Pionier der abstrakten Malerei, Ein Leben für die Farbe, Nr. 2020 In diesem späten Stillleben rückt Giacometti mit den beiden Faltfächern ein typisches Artefakt der japanischen Kultur ins Zentrum. Den Fächern vor dem lila und violetten Bildgrund sind ein Glas mit zwei roten und einer weissen Rose sowie eine grosse, bauchige Lackschachtel und eine kleine Dose beigestellt. Dasselbe ovale Behältnis hatte Giacometti drei Jahre zuvor bereits im «Stillle- ben II» (Egli/Frey/Stutzer 427) verwendet. Es ist bemerkenswert, dass sich Giacometti erst 1942 und nur gerade ein einziges Mal in einem Gemälde dem Sujet des Fächers zuwandte. Während seines Aufenthalts in Paris vor der Jahr- hundertwende und kurz danach setzte er sich ausgiebig mit der japanischen Kunst auseinander (Egli/Frey/Stutzer 6 und 7) und das Fächermotiv gehört in zahlreichen Arbeiten auf Papier zu seinem Formenrepertoire, das er mit flora- len und ornamentalen Elementen füllte. Die Begeisterung für die japanische Kultur ging einher mit demSammeln fernöstlicher Artefakte, sodass viele fran- zösische Künstler, die dem Japonismus frönten, entsprechende Gegenstände wie Paravents, Lackdosen, Kimonos, Vasen, Keramiken und nicht zuletzt Fächer in ihren Bildnissen und Stillleben in Szene setzten. Für das Motiv des Fächers, der zu den modischen Accessoires und Statussymbolen der Belle Époque schlechthin gehörte, seien exemplarisch zwei Gemälde genannt: das Bildnis «La Japonaise» (Camille im japanischen Kostüm) von Claude Monet (1840– 1926) von 1876 und das Stillleben «Nature morte à l’éventail» von Paul Gauguin (1848–1903) von 1889 (aus: Egli/Frey/Stutzer S. 582). 144 Augusto Giacometti Stampa 1877–1947 Zürich Stillleben mit Fächer
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