Auktion 281 : 125 Ausgewählte Werke 13.09.2024

1913–1914. Bleistift auf grauem, weichem Velin, doppelseitig. 12,5×18,5 cm. Minim verblasst, mit einer Mittelfalte, oben und unten je ein alter Einriss, in sauberer Gesamterhaltung. Schätzung CHF 70000 Werkverzeichnis Arturo Schwarz, Marcel Duchamp, The Complete Works, Third Revised and Expanded Edition, Bd. II, New York 1997, Nr. 280 Provenienz Slg. Henri-Pierre Roché, Paris Privatsammlung Schweiz, durch Erbschaft an Privatsammlung Schweiz Marcel Duchamp schuf diese Studie in Vorbereitung auf die Konstruktion der unteren Scheibe seiner kunstgeschichtlichen Ikone «La Mariée mise à nu par ses célibataires, même» (Das Grosse Glas), die 1915 bis 1923 realisiert wurde und sich heute im Philadelphia Museum of Art befindet. «Das Grosse Glas», wie das epochale Werk kurz genannt wird, ist in zwei Teile gegliedert: einen weiblichen oberen und einen männlichen unteren Teil, die durch horizontal geschichtete Glasplatten voneinander getrennt sind . Das Werk an sich ist ein komplexes Diagramm einer Art «Liebesmaschine», das auf Alchemie, Tarot- karten und christliche Symbolik verweist. Die ursprünglich als «Cimitière des uniformes et livrées» (Friedhof der Uniformen und Livrierten) betitelten 9 «moules malic» (wohl zu übersetzen als neun mali- sche Formen) sind ein Element des unteren Teils, der als «Junggesellenappa- rat» bezeichnet wird. Es sind an hohle Schaufensterpuppen angelehnteModelle traditionell männlicher Berufe, vom Polizisten über den Priester bis hin zum Pagen. Von den verschiedenen vorbereitenden Zeichnungen ist die hier ange- botenewohl deshalb eine der bedeutendsten, weil Duchamp die Figuren eigen- händig bezeichnet hat. Er schrieb von links nach rechts zu den jeweiligen Figuren «Policeman», «Chef de gare», «Prêtre «, «Croque-mort «, «Chauffeur (boy)», «Livreur de grandmagasin», «Larbin», «Gendarme», «Cuirassier», ferner steht oben rechts in vier Zeilen «9 Moules (formes) malics / surmontés d’un Réseau / de 9 stoppages/ semblables». Was wir hier also vor uns haben, ist die genaue Definition dessen, was Duchamp intendierte. Später hat er die Figuren weiter ausgearbeitet und schliesslich auf das grosse Glas übertragen. Verso sind einige Figuren noch einmal sehr rudimentär angelegt, ausserdem hat Duchamp links oben «9 Formes/surmontés» geschrieben, zusätzlich steht links in roter Schrift etwas, was schwer zu lesen ist. Der Sammler Henri-Pierre Roché hat ebenfalls rückseitig unten links seine kurze Interpretation der Zeichnung notiert. Das hier angebotene Blatt ist ein ungemein wichtiges Dokument für die Erarbeitung eines der Hauptwerke Duchamps. So frühe Zeichnungen desMeis- ters zum Thema sind äusserst selten. 129 Marcel Duchamp Blainville 1887–1968 Paris Study for the Malic Moulds in Cemetery of Uniforms and Liveries, No. 2 Verso

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